Tierschutz: Das Leiden der illegalen Corona-Welpen
Die Tierschutz Organisation Vier Pfoten zeigt, dass viele Hunde, die während der Coronapandemie gekauft wurden, aus illegalem Welpenhandel stammen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Coronapandemie führte zu einer noch nie dagewesenen Nachfrage nach Welpen in Europa.
- Viele Welpen, die online beworben werden, stammen aus dem illegalen Welpenhandel.
- Eine Umfrage zeigt: Fast die Hälfte der Welpen wurde verkauft, als sie noch zu jung waren.
Einen Welpen online zu kaufen, geht einfach und schnell. Doch ein Grossteil der Tiere wird illegal aus Osteuropa importiert. Aufgrund der steigenden Nachfrage während der Coronapandemie wurde auch die Produktion erhöht.
Produzenten in diesen Ländern beliefern in erster Linie Welpenhändler, die die Hunde schliesslich auf Kleinanzeigenseiten oder Social-Media-Plattformen verkaufen.
Diese Plattformen erlauben es den Verkäufern, ihre Geschäfte anonym und nicht nachverfolgbar abzuwickeln, sodass sie auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, wenn etwas schiefgeht oder die Tiere krank sind.
Illegal gezüchtete und importierte Welpen werden in vielen Fällen mit gefälschten Papieren und Informationen geliefert. Die emotionalen und finanziellen Folgen bleiben dann oft an den neuen Besitzern hängen.
Tierschutz Organisation untersucht die Situation
Um die Beweggründe für den Welpenkauf während dieser Zeit zu beleuchten, gab die globale Tierschutz Organisation Vier Pfoten 2022 eine Umfrage in Auftrag.
Die Umfrage wurde in sieben europäischen Ländern durchgeführt: Österreich, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Niederlande, Schweiz und Grossbritannien.
Mehrere Lockdowns sowie eingeschränkte soziale Aktivitäten führten dazu, dass viele Menschen, darunter 72 Prozent der Umfrageteilnehmenden, während der Pandemie Welpen kauften.
Die Ergebnisse des «Pandemic Pups»-Berichts zeigen, dass viele dieser Käufe mit dem illegalen und skrupellosen Online-Welpenhandel in Verbindung gebracht werden können:
Wenig vertrauenswerte Plattformen
Die meisten Käufer informierten sich vor dem Kauf in irgendeiner Form. 40 Prozent der Befragten taten dies jedoch über den Online-Auftritt des Verkäufers, wodurch sie falschen Behauptungen und Informationen ausgesetzt waren.
Die Mehrheit (72%) sah ihren Welpen auf sozialen Medien oder auf einer Website, einschliesslich Kleinanzeigenseiten, inseriert. 39 Prozent fanden ihren Welpen auf sozialen Medien, vor allem auf Facebook (20%) oder Instagram (12%).
Die Werbung für den Verkauf von Tieren verstösst gegen die Regeln beider Plattformen, was jedoch weitgehend ignoriert wurde.
Tierschutz verletzt: Zu jung gekauft
49 Prozent der Welpen wurden gekauft, als sie acht Wochen alt oder jünger waren. 25 Prozent der Welpen waren sechs Wochen alt oder jünger, was einen Verstoss gegen die Gesetze in den befragten Ländern und gegen die Tierschutzbestimmungen im Allgemeinen darstellt.
Gesundheitliche Probleme der Welpen
Aus der Umfrage geht hervor, dass einer von drei gekauften Welpen gesundheitliche Probleme aufwies.
Mehr als die Hälfte (55%) der Welpen mit Gesundheitsproblemen wurden in sozialen Medien beworben, wobei der grösste Anteil auf Instagram (23%) zu finden war.
40 Prozent der Käufer priorisierten das Aussehen einer Rasse über das Temperament, was dazu führen kann, dass sie einen Hund bekommen, der nicht zu ihrem Lebensstil passt.
Käufer haben sich zu wenig informiert
«Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass Käufer es versäumt haben, sich vor dem Welpenkauf umfassend zu informieren», erklärt Janine Cirini, Campaignerin bei der Tierschutz Organisation Vier Pfoten Schweiz.
Dies habe es Welpenhändlern ermöglicht, zu junge Hunde zu verkaufen, die teilweise krank waren und oft weder erforderliche Dokumente, Mikrochips oder Registrierungsdaten hatten.
Um den illegalen Welpenhandel im Internet zu bekämpfen, müssen sowohl die Verkäufer als auch die Welpen mit Angaben zum Mikrochip der Tiere von den Kleinanzeigenseiten verifiziert werden.
«Soziale Medien müssen ihre Verbote von Tierverkäufen ordnungsgemäss durchsetzen, und in allen befragten Ländern sind Gesetze zum Schutz von online verkauften Tieren nötig. Wir fordern alle Beteiligten auf, den illegalen Welpenhandel im Internet einzudämmen», sagt Cirini.
Das Kontrollsystem Veripet soll massgeblich dazu beitragen, den illegalen Welpenhandel und damit verbundenes Tierleid zu verringern. Mit diesem Kontrollsystem wäre eine EU-weite Rückverfolgbarkeit von Heimtieren möglich. Zudem erlaubt es nur noch registrierten und verifizierten Hunde-Besitzern, ihre Tiere auf anibis.ch anzubieten.
Damit der kriminelle Handel sich nicht von den Online-Plattformen auf Social-Media-Kanäle verschiebt, ist es zudem unabdingbar, dass über diese Kanäle keinerlei Tiere angeboten werden dürfen.