Biden und Netanjahu diskutieren über Iran in 30-Minuten-Telefonat

Im ersten Gespräch seit fast zwei Monaten beraten US-Präsident Biden und der israelische Premierminister Netanjahu mögliche Reaktionen auf Irans Raketenangriff.

Joe Biden hat mit Benjamin Netanjahu telefoniert. (Symbolbild) - keystone

Ein aussagekräftiges 30-minütiges Gespräch fand am Mittwoch zwischen US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu statt. «Sie haben eine Reihe von Themen besprochen», berichtete die Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre.

Erweiterung der amerikanisch-israelischen Diskussionen

Das Gespräch diente als Ausdehnung der vorangegangenen Diskussionen zwischen amerikanischen und israelischen Beamten. Und zwar über eine adäquate Reaktion Israels auf den iranischen Raketenangriff.

Präsident Biden verlangte eine «verhältnismässige» Reaktion, gab Jean-Pierre gegenüber Medien bekannt.

Joe Biden und Benjamin Netanjahu haben erneut miteinander gesprochen. (Archivbild) - keystone

Der Pressesprecherin des Weissen Hauses als auch der darauffolgenden Mitteilung mangelte es jedoch an Informationen. Und zwar zu den konkreten Plänen Israels, Vergeltung für den Raketenbeschuss zu leisten.

Tiefgründige Diskussion trotz Meinungsunterschieden

Biden und Netanjahu haben aufgrund von Meinungsverschiedenheiten 49 Tage nicht mehr miteinander gesprochen. Doch enthielt der Bericht des Weissen Hauses, dass Biden den iranischen Raketenangriff «eindeutig» verurteilte.

Eine Aussage zur hervorgehobenen Diskussion über Israels geplante Reaktion fehlte laut «CNN» jedoch.

US-Beamte haben in der Vergangenheit betont, dass es fundamental sei, eskalierende Aktionen gemeinsam zu koordinieren. Dies sollte insbesondere vor dem Hintergrund geschehen, dass dadurch amerikanische Truppen in der Region gefährdet werden könnten.

Skepsis gegenüber Netanjahus Bereitschaft, zu hören

Unklar bleibt, inwieweit Netanjahu bereit ist, Bidens Ratschlägen Gehör zu schenken. Die mangelnde Bereitschaft des israelischen Premierministers, auf Rat zu hören, hinterlässt bei vielen US-Beamten Skepsis.

Netanjahu will nicht auf Biden hören. (Symbolbild) - keystone

Laut dem Weissen Haus tauschten Biden und Netanjahu aber ihre Ansichten über den Libanon aus. Biden betonte die Wichtigkeit einer «diplomatischen Vereinbarung», die es vertriebenen israelischen und libanesischen Bürgern ermöglichen würde, in ihre Häuser zurückzukehren.

Kein Aufruf zum Waffenstillstand an der Grenze

Trotz des offensichtlichen Drängens der USA auf einen Waffenstillstand kam man zu keinem Konsens. In den Formulierungen wurde bewusst kein Aufruf dazu gemacht, da ein solcher von Netanjahu zuvor abgelehnt worden war.

Biden drängte daher auf eine erneute Diplomatie. Dies, um die auf Eis gelegten Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine Geiselvereinbarung im Gazastreifen wieder in Gang zu bringen.

Er setzte sich auch für die Wiedereinrichtung der humanitären Hilfekorridore ein.

Beide Seite vereinbaren, in engem Kontakt zu bleiben

Nach dem Telefonat verlautbarte das Weisse Haus, dass Biden und Netanjahu vereinbart hätten, «in engem Kontakt zu bleiben».

Kamala Harris ist die erste weibliche Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten - und bald die erste Präsidentin? - Keystone

Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris beteiligte sich ebenfalls an dem Gespräch und hob die Bedeutung dessen Gegensatz zur Geheimhaltung hervor: «Es war ein wichtiger Anruf», sagte sie.

Deutliche Zeichen auf ein Gespräch von Substanz

Simon Harris, der irische Taoiseach, gab ausserdem an, dass das Gespräch mit Netanjahu 'ein Gespräch von Substanz und Tiefe war.

Dies in Bezug auf die Massnahmen, die Israel ergreifen muss, was die Hilfe, die «humanitäre Hilfe und den Waffenstillstand betrifft».

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Biden bestand daher auch darauf, dass er vor den nächsten Schritten Israels mit Netanjahu sprechen wollte. Denn er hielt es für wichtig, ihm seine Ansichten direkt mitzuteilen.

Verschlechterung der Beziehung

Die fast 50-tägige Gesprächspause zwischen den beiden Politikern steht für eine sich verschlechternde Beziehung. Hier führte insbesondere die ablehnende Haltung Netanjahus gegenüber Bidens Ratschlägen immer wieder zu Konflikten.

Trotz allem besteht das Weisse Haus auf einer bestehenden «funktionalen Beziehung» zwischen den beiden. «Ihre Gespräche, ihre Beziehung, waren immer ehrlich und direkt».

So die Pressesprecherin Jean-Pierre hinsichtlich des aktuellen Gesprächs, welches als «direkt und sehr produktiv» bezeichnet wurde.