Deshalb spaltet Bernie Sanders die Demokraten

Bernie Sanders gilt bei der zweiten Demokraten-Vorwahl als Favorit. Der 78-Jährige kommt vor allem bei jungen Wählern gut an, ist parteiintern aber umstritten.

Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders bei einer Wahlkampfveranstaltung in Rochester, New Hampshire. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Chaos in Iowa dürfte die Signalwirkung für die heutigen Vorwahlen gestiegen sein.
  • Nach Umfragen gilt Bernie Sanders als Favorit in New Hampshire.
  • Für die Parteispitze der Demokraten ist der 78-Jährige aber zu links-radikal.

Misslungener Impeachment-Versuch und das reinste Chaos bei den ersten Vorwahlen in Iowa: Für die Demokraten hätte der Start in die Vorwahlen kaum schlechter verlaufen können.

Wegen technischer Probleme kam es in Iowa zu einer massiven Verspätung bei der Veröffentlichung des Endergebnisses. Pete Buttigieg soll die Iowa-Wahlen knapp vor Bernie Sanders gewonnen haben.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Pete Buttigieg. - AP Photo

Umso wichtiger scheint nun die zweite Vorwahl in New Hampshire heute Dienstag zu sein – zumindest was die Signalwirkung anbelangt: Ein gutes Abschneiden kann Kandidaten wichtigen Rückenwind geben. Eine Niederlage wiederum könnte heissen, dass die Parteispenden zurückgehen und Bewerber aufgeben müssen.

Gemäss Umfragen geht Sanders in New Hampshire als Favorit ins Rennen.

Bernie Sanders spricht Junge und untere Mittelschicht an

Gerade seit Iowa sind seine Chancen auf die Nominierung gestiegen. Das Umfrageportal «Fivethirtyeight» sieht Sanders Chancen mittlerweile bei 43 Prozent. Das pure Gegenteil bei Joe Biden: Dieser habe vor Iowa die besten Chancen gehabt, nun liegen sie laut dem Portal bei 19 Prozent.

Es verwundert nicht, dass Bernie Sanders vor allem das jüngere Publikum anspricht. Der 78-Jährige setzt auf Sozial-Themen: Die Einführung einer staatlichen Krankenversicherung nach europäischem Vorbild. Der Erlass aller aufgelaufenen Studiengebühren (rund 1,6 Billionen US-Dollar) oder eine drastische Steuererhöhung für Reiche.

Alexandria Ocasio-Cortez gehört zu den prominentesten Unterstützern von Bernie Sanders. - dpa

Das alles möchte Sanders umsetzen. Damit trifft er nicht nur den Nerv der Jungen, sondern auch jenen der unteren Mittelschicht.

Für den aktuellen Wahlkampf konnte der Senator eine grosse Anzahl an freiwilligen Helfern und Geldgebern aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2016 reaktivieren. Gerade was Kleinspenden anbelangt, können ihm die anderen Kandidaten kaum das Wasser reichen.

Der von der Parteiführung ungeliebte Sozialist

Doch seinen sozialistischen Ansichten stehen viele Bürger kritisch gegenüber. Denn die Mehrheit der US-Bevölkerung glaubt noch immer an die Segnungen eines Kapitalismus amerikanischer Prägung.

Michael Bloomberg kann dank einer Änderung der Vorschriften an einer wichtigen TV-Debatte teilnehmen. - AP Photo

Auch dem demokratischen Parteiestablishment ist Bernie Sanders zu links-radikal, viele glauben er sei unwählbar. Es würde einen moderaten Kandidaten wie etwa Biden oder Buttigieg vorziehen. 2016 versuchte die Parteiführung den Vorwahlkampf zugunsten der damaligen Kandidatin Hillary Clinton zu beeinflussen.

Heuer deuten bereits einige überraschende Massnahmen auf gleiches hin. So wurden die Bedingungen für die Teilnahme an der TV-Debatte am 19. Februar geändert: Kandidaten müssen nun nicht mehr eine Mindestzahl von individuellen Geldspendern vorweisen. Das öffnet dem Multimilliardär und Sanders Gegenkandidaten Michael Bloomberg die Tür zur Teilnahme.

Erst vor Kurzem warf Hillary Clinton Bernie Sanders vor, die demokratische Partei zu spalten. - AP Photo

Offenbar gibt es auch Überlegungen, das Ausscheidungsverfahren am Parteikonvent vom Juli zu Ungunsten von Sanders zu verändern. Eine solche parteiinterne Spaltung verhalf bereits 2016 Donald Trump zum Sieg.

Moderate Demokraten für Sanders-Wähler zu konservativ?

Damals stimmten schätzungsweise zwölf Prozent der Sanders-Anhänger für Trump. Könnte die parteiinterne Spaltung dem Republikaner wieder zum Sieg verhelfen?

Eine Umfrage des Emerson College untersuchte kürzlich, ob Anhänger eines Kandidaten bei einer Niederlage auch einen anderen Bewerber unterstützen würden. 90 Prozent der Anhänger von Elizabeth Warren sagten Ja, auch bei Biden waren es 87 Prozent.

Sanders-Fans würden sich aber nur zur Hälfte für einen anderen Demokraten entscheiden. Denn: im Sanders-Lager sind die moderaten Demokraten fast so verhasst wie Donald Trump.