Indigene fürchten Kahlschlag unter Präsident Jair Bolsonaro
Der Regenwald ist für den ultrarechten Ex-Militär Jair Bolsonaro vor allem eine ungenutzte wirtschaftliche Chance. Die Ureinwohner bangen um ihre Existenz.
Das Wichtigste in Kürze
- Jair Bolsonaro, neuer Präsident von Brasilien, hält nur wenig von Naturschutz.
- Bolsonaro sieht die indigenen Stammesgebiete vor allem als ungenutzte Chancen auf Profit.
Auf dem Papier sind die Karipuna Grossgrundbesitzer. 152'000 Hektar Regenwald gehören der indigenen Gemeinschaft im Westen Brasiliens. «Wir leben glücklich. Wir fischen, wir jagen, wir baden im Fluss», sagt André Karipuna. Doch das wertvolle Tropenholz und die riesigen Ländereien wecken Begehrlichkeiten bei illegalen Holzfällern und Rinderzüchtern. 11'000 Hektar wurden bereits zerstört. «Wir haben keinen Frieden mehr wie früher. Es ist sehr beängstigend. Mit den Holzfällern sind auch illegale Fischer gekommen – sie vertreiben uns vom Fluss.»
Das Amazonasgebiet und die riesigen Steppengebiete im Norden von Brasilien sind seit jeher rechtsfreier Raum. Landkonflikte zwischen der indigenen Urbevölkerung und Kolonisten werden dort häufig mit blanker Waffe ausgetragen. Zwar verfügen die traditionellen Gemeinschaften über verbriefte Rechte, doch Tausende Kilometer von der Hauptstadt Brasília und den Wirtschaftsmetropolen im Süden entfernt zählt oft nur das Recht des Stärkeren.
Indigene, Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten befürchten, dass sich die Lage bald weiter verschärft: Mit Jair Bolsonaro zieht jetzt ein Mann in den Präsidentenpalast ein, der wenig von Naturschutz hält und die wirtschaftliche Nutzung des Amazonasgebiets vorantreiben will. «Das ist das Ende aller indigenen Rechte», befürchtet Karipuna.
Rodungen im Regenwald zulassen
Präsident Bolsonaro will keine neuen Schutzgebiete im Amazonasgebiet ausweisen, weitere Rodungen im Regenwald zulassen und den Umweltschutz an den Bedürfnissen der Wirtschaft ausrichten. «Wir wollen die Natur schützen, aber ohne Hindernisse für den Fortschritt zu schaffen», sagte Bolsonaro schon vor Amtsantritt an Neujahr.
Ausserdem spielt der Ex-Militär mit dem Gedanken, wie bereits die Vereinigten Staaten das Pariser Klimaschutzabkommen zu verlassen. Für die Begrenzung der Erderwärmung wäre das fatal: Brasilien hat mit dem Amazonasgebiet als weltgrösster CO2-Speicher eine Schlüsselrolle im internationalen Klimaschutz inne.
Indigenes Land enteignen
Es gebe Bestrebungen, entgegen der Verfassung indigenes Land zu enteignen oder dort etwa Bergbau zu erlauben. Das sei fatal für den Klimaschutz, weil die Ureinwohner mit ihrer traditionellen Lebensweise ihr Land vor Abholzung schützten.
Bolsonaro sieht die Stammesgebiete hingegen vor allem als ungenutzte Chancen auf Profit. «Unter dem indigenen Land liegt Wohlstand», sagte er einmal. Grossgrundbesitzer, Rinderzüchter und Holzfäller vertreiben bereits jetzt immer wieder Indigene mit Gewalt aus ihren Stammesgebieten.