Merkel und Macron kritisieren Greta Thunberg

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat der harten Kritik der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg widersprochen. Auch Macron hat offenbar die Schnauze voll.

Greta Thunberg legt sich mit Emmanuel Macron und Angela Merkel an. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Greta Thunberg und weitere Jugendliche verklagen fünf Länder wegen Umweltverschmutzung.
  • Auf der Liste ist auch Frankreich, Präsident Emmanuel Macron äussert deshalb Kritik.
  • Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel widerspricht Thunberg ebenfalls.

In ihrer Rede beim UN-Klimagipfel habe die 16-Jährige ihrer Ansicht nach «nicht ausreichend zum Ausdruck gebracht», welche Chancen moderne Technologie sowie Innovationen für den Klimaschutz eröffneten, sagte Merkel am Dienstag (Ortszeit) in New York im Gespräch mit Journalisten.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kritisierte in einem Interview Thunbergs Positionen.

Merkel reagiert auf Thunbergs Vorwurf des «Verrates»

Die Rolle von Technologie und Innovation vor allem im Energiesektor und beim Energiesparen sei ein Punkt, in dem sie Thunberg widerspreche, sagte die Kanzlerin. Das am Freitag beschlossene Klimaschutzpaket der Bundesregierung setze auf diese Möglichkeiten.

Kanzlerin Angela Merkel traf sich im Jahr 2019 am Rande des UN-Klimagipfels mit Greta Thunberg. - Twitter @RegSprecher/Bundesregierung

Merkel hatte sich am Montag am Rande des Gipfels mit Thunberg zu einem Gespräch getroffen. Zu dessen Inhalt wollte die Kanzlerin aber nichts sagen.

In ihrer Rede beim Klimagipfel hatte Thunberg den versammelten Staats- und Regierungschefs wütend «Verrat» an ihrer Generation vorgeworfen. «Sie lassen uns im Stich», rief sie aus. Thunberg warf der internationalen Politik vor, die drohende Klimakatastrophe nach wie vor zu verharmlosen und an die «Märchen von ewigem Wachstum» zu glauben.

Greta Thunbergs Ausraster am UN-Klimagipfel in New York markiert einen Wendepunkt bei der Entwicklung der Klimakids. - AFP/Archiv

Auf die Frage, ob sie sich von der Kritik Thunbergs direkt angesprochen gefühlt habe, entgegnete Merkel nun: «Jeder aufmerksame Mensch hört zu und fühlt sich damit auch angesprochen.» Zu ihrer eigenen Rede bei dem Gipfel sagte die Kanzlerin, sie habe darin «mit Überzeugung» dargelegt, wie ihre Regierung ihrer internationalen und nationalen Verantwortung für den Klimaschutz gerecht werden wolle.

Frankreichs Macron wirft Thunberg «sehr radikale» Positionen vor

Frankreichs Staatschef Macron hob in einem Radio-Interview am Rande der UN-Vollversammlung die Bemühungen Frankreichs und Deutschlands beim Klimaschutz hervor. Er habe «nicht das Gefühl, dass die französische oder die deutsche Regierung etwas blockieren».

Er forderte die Jugend auf, «Druck auf jeden zu machen, die wirklich blockieren». Greta Thunbergs Positionen bezeichnete er als «sehr radikal», was «Widerspruch in unseren Gesellschaften» erzeuge.

Emmanuel Macron kritisierte Greta Thunberg. - Keystone

Merkel hatte in ihrer Rede in New York das am Freitag beschlossene Klimaschutzpaket ihrer Regierung als Beginn eines «tiefgreifenden Wandels» in Deutschland beschrieben. Die deutsche Sektion der von Thunberg gegründeten Bewegung Fridays von Future bezeichnete das Massnahmenpaket allerdings als «desaströs», da es nicht für «echten Klimaschutz» sorge.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Badum zeigte sich empört über Merkels Äusserungen zu Thunberg. Das Klimapaket sei «eine komplette Absage an die erneuerbaren Technologien und bricht mit irrsinnigen Abstandsregelungen für Windräder der Energiewende faktisch das Genick», sagte Badum der Nachrichtenagentur AFP.

«Es ist mehr als dreist, dann einer jungen Aktivistin vorzuwerfen, sie würde Innovationspotenzial unterschätzen, wenn die GroKo selbst alle technologischen Chancen einer ökologischen Transformation im Keim erstickt.»