Snapchat stoppt Nutzerschwund
Snapchat galt einst als der nächste grosse Herausforderer von Facebook. Doch inzwischen sind die Anleger schon mit wenig zufrieden. Die Aktie sprang um fast ein Viertel hoch, nachdem die Nutzerzahl mal nicht sank und der Verlust «nur» knapp 192 Millionen Dollar betrug.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Foto-App Snapchat hat ihren Nutzerschwund nach zwei Quartalen gestoppt.
In den drei Monaten bis Ende Dezember kamen täglich 186 Millionen Nutzer - damit blieb die Zahl unverändert im Vergleich zum vorherigen Vierteljahr.
Die Anleger reagierten euphorisch: Die Aktie sprang im vorbörslichen Handel am Mittwoch um fast ein Viertel hoch. Allerdings steckte der Kurs zuletzt auch ziemlich im Keller.
Snap gelang es im vergangenen Quartal besser, die Nutzerzahlen in Werbeerlöse umzumünzen. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um mehr als ein Drittel auf 389,8 Millionen Dollar (341,8 Mio Euro), wie der Mutterkonzern Snap nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Dabei hatte Snapchat im Schlussquartal 2017 mit 187 Millionen sogar noch etwas mehr täglich aktive Nutzer als zuletzt gehabt. Im laufenden Vierteljahr will Snapchat die aktuelle Nutzerzahl zumindest halten.
Zugleich wurde der Quartalsverlust um 45 Prozent auf 191,7 Millionen Dollar verringert. Die Ergebnisse übertrafen die Erwartungen der Wall Street klar. Die Aktie sprang zeitweise auf rund 8,70 Dollar hoch - damit ist sie allerdings noch weit von dem Ausgabepreis von 17 Dollar beim Börsengang im Frühjahr 2017 entfernt.
Snapchat macht vor allem die scharfe Konkurrenz durch Facebooks Foto-Dienst Instagram schwer zu schaffen. Snap reagierte im vergangenen Jahr unter anderem mit einer Umgestaltung der App. Das neue Design sollte sie vereinfachen und auch für ältere Leute attraktiver machen. Doch es kam bei eingefleischten Snapchat-Nutzern nicht gut an und musste nachkorrigiert werden.
Snapchat wurde einst als eine Plattform gehandelt, die Facebook gefährlich werden könnte. Der Dienst mit den von allein verschwindenden Fotos war vor allem bei jungen Nutzern populär. Doch Facebook-Chef Mark Zuckerberg gelang es, dem Herausforderer den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dazu trug unter anderem bei, dass Facebook und Instagram die beliebte Snapchat-Funktion «Stories» kopierten, bei der Nutzer Fotos und Videos für einen Tag mit ihren Freunden teilen können. Instagram hat nach jüngsten Facebook-Angaben 500 Millionen «Stories»-Nutzer täglich.
Ausserdem werde nun schrittweise eine neue Version der Snapchat-App für Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android herausgebracht, kündigte Snap an. Das war eine Schwachstelle für Snapchat: Schlechte Quartalszahlen wurden schon häufiger auch auf Probleme mit der bisherigen Android-App zurückgeführt. Die neue Version werde nun schliesslich auch besser auf günstigeren und damit technisch schwächeren Geräten laufen, versprach Mitgründer und Chef Evan Spiegel in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Das solle auch mehr Nutzer in der für Snapchat wichtigen Altersgruppe der 13- bis 24-Jährigen gewinnen helfen.
Snap macht nach wie vor keine Angaben dazu, wie sich die Zahl der täglich aktiven Nutzer auf die verschiedenen Altersgruppen verteilt. Spiegel bekräftigte, dass man weiterhin versuchen werde, mehr ältere Nutzer - in der Snapchat-Welt sind damit Menschen im Alter über 34 Jahren gemeint - anzulocken. Anfangs sei die Strategie vor allem gewesen, darauf zu hoffen, dass junge Leute einfach als Nutzer des Dienstes altern. «Aber jetzt unternehmen wir mehr, um das Erlebnis für diejenigen anzupassen, die etwas älter sind.»