Washington rätselt nach Cohen-Razzia über Zukunft von Ermittlungen
Ermittler beschlagnahmten Material bei Trumps Freund und Rechtsbeistand Michael Cohen. Viele glauben, der US-Präsident könnte sich nun rächen. Doch das Eis ist auch für ihn dünn.
Das Wichtigste in Kürze
- Das FBI hat am Montag das Büro von Donald Trumps Anwalt Michael Cohen durchsucht.
- Für den US-Präsidenten ist die Razzia eine «Schande» und ein «Angriff auf unser Land».
- Trump soll über eine Ablösung von Justizminister Jeff Sessions nachdenken.
Nach der Razzia beim Trump-Vertrauten Michael Cohen rätselt das politische Washington über die Zukunft von Sonderermittler Robert Mueller und des stellvertretenden Justizministers Rod Rosenstein. Dieser hatte die Durchsuchungen in dem New Yorker Anwaltsbüro persönlich angeordnet und damit Präsident Donald Trump in Rage versetzt. Trump hatte bereits am Montag von einer «Schande» und von einem «Angriff auf unser Land» gesprochen. Nach unbestätigten Berichten soll er auch über eine Ablösung von Justizminister Jeff Sessions nachdenken.
Muellers Entlassung wäre «politischer Selbstmord»
Nach Angaben seiner Sprecherin Sarah Sanders geht Trump davon aus, rechtlich die Möglichkeit zur Entlassung von Sonderermittler Robert Mueller zu haben. Im Kongress regte sich daraufhin enormer Widerstand. Der republikanische Senator Chuck Grassley erklärte, eine Entlassung Muellers wäre für Trump «politischer Selbstmord». Der demokratische Oppositionsführer im Senat, Chuck Schumer sagte, eine Entlassung von Mueller oder von Rosenstein würde eine Verfassungskrise auslösen. Trump habe gar nicht die Befugnis zu einer Entlassung.
Tipp kam von Mueller
Trump hatte sich am Montagabend äusserst wütend über den Sonderermittler Mueller und Rosenstein gezeigt, nachdem Ermittler des FBI Räume seines langjährigen Anwaltes Michael Cohen durchsucht hatten. Der Tipp zur Durchsuchung kam nach Angaben von Cohens eigenem Anwalt von Mueller. Allerdings gingen politische Kommentatoren am Dienstag auch davon aus, dass die Ermittlungen zumindest zu dem bei Cohen beschlagnahmten Material nicht mehr aufgehalten werden können. Diese laufen unabhängig von Mueller.
Bei dessen Untersuchungen zu einer möglichen Einmischung Russlands in die Präsidentschaftswahl 2016 gab es offensichtlich Hinweise auf mögliche andere Delikte. Die Razzia steht aber Berichten zufolge offenbar nicht direkt im Zusammenhang mit Muellers Ermittlungen zu einer möglichen Einmischung Russlands in die Präsidentschaftswahl 2016.
Schweigegeld an Stormy Daniels
Nach Medienberichten sammelten die Ermittler in den Räumen Cohens umfangreiches Material. Unter anderem soll es um eine Schweigegeldzahlung Cohens an das Pornosternchen Stormy Daniels gehen und um die Frage, was Trump davon gewusst hatte. Der Präsident dementiert die Affäre mit der Schauspielerin.
Ferner soll es auch um das Wirken des inzwischen unter anderem wegen Geldwäsche angeklagten ehemaligen Trump-Wahlkampfchefs Paul Manafort gehen. Angeblich soll Trump während des Wahlkampfes in einer nach Kiew übertragenen Videoschalte aufgetreten sein, dafür soll sein Wahlkampflager 150 000 Dollar erhalten haben - dies könnte eine illegale Auslandsspende darstellen.