Jair Bolsonaro greift WHO mit provokanten Thesen an
Nach US-Präsident Donald Trump rechnet jetzt auch Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mit der WHO ab – mit völlig abgedrehten Thesen!
Das Wichtigste in Kürze
- Nach US-Präsident Donald Trump kritisiert auch Jair Bolsonaro die WHO.
- Dabei verbreitet der Präsident von Brasilien völlig abgedrehte Thesen.
- Die WHO ermutige kleine Kinder zu Homosexualität und zur Masturbation, schrieb er auf FB.
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat die Kompetenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit provokanten Äusserungen infrage gestellt.
Die WHO ermutige kleine Kinder zu Homosexualität und zur Masturbation, schrieb Bolsonaro am Donnerstag in einem Facebook-Beitrag, der später entfernt wurde.
«Dies ist die Weltgesundheitsorganisation, deren Empfehlungen zum Coronavirus ich aus Sicht einiger Leute folgen soll», schrieb Bolsonaro.
Ohne Belege für seine Behauptungen zu nennen, schrieb Bolsonaro, die WHO empfehle «Masturbation in früher Kindheit» sowie «gleichgeschlechtliche Beziehungen». Zudem rate die WHO Neun- bis Zwölfjährigen zu einer «ersten sexuellen Erfahrung».
Auch Berater kritisiert WHO
Zuvor hatte Bolsonaros Berater Arthur Weintraub getwittert, dass es in Empfehlungen der WHO heisse, dass «Kinder zwischen null und vier Jahren über 'Masturbation', 'Befriedigung und Lust', 'das Berühren des eigenen Körpers' und 'die Gender-Ideologie' unterrichtet» werden sollten. «Ist das richtig?», fragte Weintraub rhetorisch.
Als Grundlage für die Behauptungen diente Weintraub und Bolsonaro offenbar das 2010 gemeinsam vom WHO-Regionalbüro für Europa und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) veröffentlichte Rahmenkonzept «Standards für die Sexualaufklärung in Europa».
Dieses gibt Experten, politischen Entscheidungsträgern sowie Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen Empfehlungen für die Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen.
In den Standards wird darauf hingewiesen, dass sexuelle Neugier auch bei Kindern normal ist. Empfehlungen für die von Weintraub und Bolsonaro beschriebenen Verhaltensweisen finden sich in dem Konzept jedoch nicht.
Bolsonaro nimmt das Virus nicht ernst
Bolsonaros Angriffe auf die WHO dürften im Zusammenhang mit seiner höchst umstrittenen Haltung zum Umgang mit der Coronavirus-Pandemie stehen.
Brasiliens rechtsradikaler Staatschef spielt nach wie vor die vom neuartigen Coronavirus ausgehenden Gefahren herunter. Zudem stellte er sich gegen Ausgangsbeschränkungen, wie sie von Gouverneuren brasilianischer Bundesstaaten verhängt wurden. Auch lehnt er die von der WHO empfohlenen Richtlinien zur sozialen Distanzierung ab.
Entgegen Bolsonaros Wunsch nach einem schnellstmöglichen Ende des wirtschaftlichen Stillstands verlängerte der Gouverneur des Bundesstaats Rio de Janeiro, Wilson Witzel, am Donnerstag die wegen der Pandemie geltenden Ausgangsbeschränkungen bis 11. Mai. Auch Schulen, Universitäten sowie Kulturzentren bleiben weiter geschlossen.
Brasilien ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land in Südamerika. Nach offiziellen Angaben starben bereits mehr als 5000 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion, die Zahl der Infektionen liegt bei mehr als 70.000. Wegen mangelnder Testkapazitäten gehen Experten jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.