Israel-Krieg: Darum nehmen arabische Länder keine Gaza-Bewohner auf
Viele arabische Länder kritisieren die Reaktion von Israel auf die Hamas-Attacken. Gaza-Bewohner wollen sie jedoch keine aufnehmen – aus verschiedenen Gründen.
Das Wichtigste in Kürze
- Zahlreiche arabische Länder kritisieren Israel nehmen aber keine Gaza-Flüchtlinge auf.
- Es herrscht Angst vor Hamas-Anhängern und einer Verschärfung der Flüchtlingsfrage.
- Einige Staaten halten zudem Flüchtlinge fern, unterstützen aber finanziell die Hamas.
Eine Vielzahl der arabischen Nachbarstaaten kritisiert Israel öffentlich und scharf für seine Gegenreaktion auf die Terror-Attacken der Hamas vor einer Woche. Geht es jedoch um eine mögliche Aufnahme von Palästinensern aus dem Gazastreifen, werden Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien, die Golfstaaten und Iran auffällig ruhig. Wie die «Bild»-Zeitung aufzeigt, sind die Gründe für die Zurückhaltung unterschiedlich.
Ägypten beispielsweise, sei es wohl wichtig, keine Hamas-Anhänger im Land haben. Der Grund: Die Hamas ist eine Tochterorganisation der Muslimbrüder. Diese stellten in Ägypten von 2012 bis 2013 den demokratisch-gewählten Präsidenten Mohammed Mursi. Der jetzige Präsident Abd al-Fattah as-Sisi putschte ihn aus dem Amt und steckte ihn ins Gefängnis. Die Muslimbrüder sind seitdem als Terrororganisation eingestuft.
Tragisch: Der Grenzübergang Rafah in Ägypten – er wurde dicht gemacht – ist der einzige Weg den Gazastreifen ausserhalb Israels zu verlassen.
Jordanien, Libanon und Syrien
In keinem anderen arabischen Land leben mehr Palästinenser als in Jordanien (2,4 Mio.). Sie wohnen überwiegend in überfüllten Flüchtlingscamps unter ärmlichen Verhältnissen. König Abdullah II. warnte bereits am Freitag vor einer «Verschärfung der Flüchtlingsfrage». Das «Überschwappen» der Krise auf die Nachbarländer müsse zwingend verhindert werden, hiess es. Abertausende Flüchtlinge aus Gaza würde die Lage in Jordanien sicherlich zusätzlich verschärfen.
Rund eine Million palästinensische Flüchtlinge leben im Libanon. Sie leben häufig in extremer Armut und haben keinen Zugang zur Staatsbürgerschaft. Die örtlichen Behörden sind schon jetzt mit ihrer Versorgung überfordert. Die Flüchtlinge sind auf Unterstützung von humanitären Organisationen angewiesen.
Der Bürgerkrieg im Libanon, der 1975 ausbrach, wurde unter anderem aufgrund von Spannungen zwischen Palästinensern und anderen Bevölkerungsgruppen entfacht. Die Auswirkungen dieses Konflikts sind bis heute spürbar.
Ähnlich zeigt sich die Situation in Syrien, wo 2011 der Bürgerkrieg ausbrach. Dort leben rund 580'000 palästinensische Flüchtlinge – die Aufnahme weiterer Flüchtlinge könnte das Land vermutlich nicht stemmen.
Golf-Staaten und Iran
Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den reichsten Ländern der Welt. Flüchtlinge halten die Golf-Staaten aber aus ihren Ländern fern. Beispielsweise Katar pumpt stattdessen Millionen in den Gazastreifen. Es ist wohl Geld, das der Hamas zukommt. Der Führer von Hamas, Ismail Haniyeh (61), wohnt übrigens in Katar. Auch Saudi-Arabien unterstützte in der Vergangenheit indirekt den Terror gegen Israel.
Iran droht Israel immer wieder mit Zerstörung. Die Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad werden vom Mullah-Regime unter anderem mit Geld und Waffen unterstützt. Eine Vereinbarung zwischen Israel und Iran zur Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Gazastreifen kann daher ausgeschlossen werden.
600'000 Menschen in den südlichen Gazastreifen geflüchtet
Aus Angst vor Israels erwarteter Bodenoffensive im Gazastreifen gegen die islamistischen Hamas-Angreifer suchen Hunderttausende Palästinenser unter katastrophalen Bedingungen Schutz im Süden des hermetisch abgeriegelten Küstenstreifens.
Nach mehreren Evakuierungsaufrufen an die Zivilbevölkerung hätten sich dort inzwischen mehr als 600'000 Menschen hinbegeben, teilte Israels Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntag mit.
Die Versorgung der dicht gedrängten Menschenmassen ist jedoch dramatisch. Wenigstens Wasser sollen sie wieder bekommen. Das kündigte Israels Energieminister Israel Katz am Sonntag auf der Plattform X (vormals Twitter) an.
Dies werde dazu beitragen, dass die Zivilbevölkerung – wie von Israels Armee gewünscht – den Norden der schmalen Küstenenklave räume und sich in den Süden bewege, sagte Katz.