Korallenriff wächst wieder am Great Barrier Reef in Australien

Das Korallenriff kehrt zurück: Am Great Barrier Reef in Australien wuchsen 2021 so viele Riffe wie seit 36 Jahren nicht mehr.

Das Great Barrier Reef ist das grösste Korallenriff auf der Welt. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Australien meldet ein unerwartetes Korallen-Comeback am Great Barrier Reef.
  • Eine rasch wachsende Steinkorallenart sorge dafür, dass sich das Riff schneller erholt.
  • Wissenschaftler warnen jedoch vor zu grossem Optimismus.

Überraschendes Korallen-Comeback am bedrohten Great Barrier Reef in Australien. Dank einer rasch wachsenden Steinkorallenart hätten sich die nördlichen und zentralen Teile des Unesco-Weltnaturerbes schneller erholt als erwartet.

Das heisst es in einem am Donnerstag von der Regierung veröffentlichten Bericht des Australischen Instituts für Meereswissenschaften. Experten warnen jedoch vor zu grossem Optimismus.

Der Korallenbewuchs nahm 2021 zu. Dies in einem Ausmass, wie es seit Beginn des Überwachungsprogramms vor 36 Jahren nicht mehr verzeichnet wurde. Das Institut führte den Bewuchs vor allem auf die Steinkorallen-Art Acropora zurück, die unter guten Bedingungen extrem schnell wächst.

Ohne ernsthafte Störungen kann sich Riff wieder erholen

Je weiter das Team des Meereswissenschaftsinstituts allerdings in Richtung Süden vordrang, desto weniger ermutigend war das Bild: So gab es im Zentrum bereits deutlich weniger neue Korallen, und im Süden ging der Bewuchs sogar zurück.

Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen hätten gezeigt, «dass sich das Korallenriff in Zeiten ohne ernsthafte Störungen immer noch erholen kann». Dies sagte der Chef des Meereswissenschaftsinstituts, Paul Hardisty. Von einer Trendwende wollte er jedoch nicht sprechen. Wirbelstürme, neue Korallenbleichen sowie das vermehrte Auftreten der korallenfressenden Dornenkronenseesterne könnten die Erfolge rasch wieder zunichtemachen.

Das Great Barrier Reef an der Ostküste Australiens ist das mit Abstand grösste Korallenriff der Erde. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP Imaginechina/STRINGER

Vor allem der Zustand im südlichen Teil des Riffs zeige, «wie anfällig die Korallen für akute und schwerwiegende Störungen sind». Das sagte Hardisty. Diese aber «treten immer häufiger auf und dauern länger an».

Korallen sind Lebewesen, ihre kalkhaltigen Skelette bilden zugleich Lebensräume für zahlreiche andere Tiere und Pflanzen. Das Great Barrier Reef beherbergt rund 1500 Fisch- und 4000 Weichtierarten. Es besteht aus rund 2500 verschiedenen Riffen und mehr als 900 Inseln.

Korallenriff steht unter Stress

Seit Jahrzehnten leidet das grösste Korallenriff der Welt unter immer neuen «Bleichen», die auf die Erwärmung des Ozeans zurückzuführen sind. Die Korallen stehen dann unter Stress und stossen in ihnen lebenden bunten Algen ab.

Gebleichte Korallen sind zwar noch am Leben und können sich erholen. Doch mit dem Grad ihrer Bleiche steigt auch ihre Sterblichkeitsrate. Verheerende Folgen hat zudem die Ausbreitung des Dornenkronenseesterns, der die Korallen abtötet.

Viele Experten befürchten, dass das Korallenriff aufgrund der immer schneller auftretenden Schäden völlig zerstört werden könnte. Entsprechend skeptisch äusserten sie sich über den neuen Bericht.

Massenbleiche lässt seltene Arten aussterben

So begrüsste der Meereswissenschaftler Terry Hughes zwar die «gute Nachricht», dass die Korallen wieder nachwachsen. Doch gerade die für die Erholung verantwortliche Gattung sei sehr anfällig für die Erwärmung des Ozeans, erklärte er. Hughes hält es darüber hinaus kaum mehr für möglich, die grossen, alten und langsam wachsenden Korallen zu ersetzen.

Korallenforscherin Zoe Richards von der Curtin University warnte ebenfalls vor zu grosser Zuversicht. «Dieser Erholungstrend wird von einer Handvoll Acropora-Arten angetrieben», sagte sie. Schon die nächste Hitzewelle aber könnte die Korallen erneut dezimieren.

Ein Grossteil der Korallen, die im Townsville/Whitsunday-Verwaltungsgebiet des Great Barrier Reef leben, ist bereits ausgeblichen. - C. Jones/Commonwealth of Australia (GBRMPA)/AP/dpa

Es gebe bereits Hinweise darauf, dass jede «Massenbleiche zu einem örtlichen Aussterben seltener Arten führt», führte Richards aus. Diese «verborgenen Verluste der biologischen Vielfalt» würden durch den «kurzfristigen Erfolg einer Handvoll schnell wachsender Korallenarten» nur verschleiert.