Nach Absage Chiles: Suche nach Alternativ-Ort für Klimagipfel läuft
Muss die UN-Klimakonferenz ausfallen, wird sie verschoben – oder findet sich ein neuer Gastgeber? Nach Chiles Absage bleibt wenig Zeit, diese Fragen zu klären.
Das Wichtigste in Kürze
- Es wird nach wie vor nach einem neuen Austragungsort für den Klimagipfel gesucht.
- Bonn wird als möglichen Austragungsort in Erwägung gezogen.
- Da Bonn im Norden der Erde liegt, wäre es als Ziel weniger erstrebenswert.
Bonn oder Genf, New York oder Nairobi? Die Suche nach einem Ort für die UN-Klimakonferenz läuft nach der überraschenden Absage Chiles auf Hochtouren. Bis zum eigentlich geplanten Start des zweiwöchigen Gipfeltreffens der Klima-Diplomatie sind es nur noch viereinhalb Wochen.
Viele deutsche Politiker sehen Bonn als geeigneten Ersatz. Die Stadt ist vor zwei Jahren schon einmal eingesprungen, das UN-Klimasekretariat hat dort seinen Sitz. Aber auch UN-Standorte wie New York, Genf oder die kenianische Hauptstadt Nairobi könnten infrage kommen.
Bonn als möglicher Austragungsort
Deutschlands Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth zeigte sich mit Blick auf die Bonn-Forderungen am Donnerstag zurückhaltend. Es gehe nicht nur um Professionalität und Engagement, es müsse auch logistisch möglich sein, schrieb er auf Twitter. «Das ist für viele potenzielle Ausrichtungsorte die Problematik – auch für Bonn.» Flasbarth fügte hinzu: «Und im Übrigen ist es nicht unbedingt erstrebenswert, es immer häufiger im globalen Norden zu machen.»
Austragung in verschiedenen Regionen von Vorteil?
Tatsächlich sollen bei der Ausrichtung eigentlich die verschiedenen Weltregionen abwechselnd zum Zuge kommen. 2017 war Bonn als Gastgeber für Fidschi eingesprungen, weil der kleine Inselstaat zwar den Vorsitz hatte, aber mit der Ausrichtung einer so grossen Konferenz Probleme gehabt hätte.
Es galt damals als wichtiges Signal, dass ein Inselstaat die Konferenz leitet, der von den Folgen der Erderhitzung besonders bedroht ist. Diesmal sollte Lateinamerika an der Reihe sein. Zunächst war aber Brasilien abgesprungen, nun auch Chile.
Eigentlich sollten Politiker, Wissenschaftler und Vertreter von Wirtschaft und Gesellschaft vom 2. bis zum 13. Dezember in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile zusammenkommen. Wegen der heftigen sozialen Proteste in dem südamerikanischen Land hatte die dortige Regierung am Mittwoch aber die Klimakonferenz (COP 25) ebenso abgesagt wie den Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec), der im November stattfinden sollte.
Zur vorigen Klimakonferenz im polnischen Kattowitz (Katowice) waren im vergangenen Jahr mehr als 20 000 Teilnehmer angereist, darunter auch viele Staats- und Regierungschefs. Es geht um die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, mit dem die Weltgemeinschaft die Erderhitzung auf unter zwei Grad begrenzen will. Dieses Jahr soll es unter anderem darum gehen, nach welchen Regeln Staaten mit Verschmutzungsrechten handeln können.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg war unter anderem wegen der Klimakonferenz über den Atlantik gesegelt. Sie sei in Gedanken beim chilenischen Volk und warte nun auf weitere Informationen, schrieb sie auf Twitter.