Sri Lankas Staatschef verbietet nach Anschlägen vorerst Gesichtsschleier

Als Konsequenz aus den blutigen Anschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka gilt seit Montag landesweit ein Verhüllungsverbot.

Sri Lankas Polizeichef Pujith Jayasundara Jayasundara im März 2017 - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Polizeichef nach Rücktritts-Weigerung vom Amt suspendiert.

Aus Gründen der Nationalen Sicherheit dürfe niemand mehr sein Gesicht verhüllen und damit eine Identifizierung erschweren, ordnete Staatschef Maithripala Sirisena an. Sirisena setzte zudem den Umbau der Sicherheitskräfte fort: Er suspendierte Polizeichef Pujith Jayasundara gegen dessen Widerstand und ernannte einen neuen höchsten Beamten für das Verteidigungsministerium.

Bei den Anschlägen zu Ostersonntag waren nach Behördenangaben mehr als 250 Menschen getötet worden. Die Regierung macht die Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) für die Attacken verantwortlich, glaubt aber, dass sie Unterstützung aus dem Ausland hatte - inzwischen reklamierte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Tat für sich.

Regierung und Behörden stehen unter grossem Druck, weil es im Vorfeld der Anschläge konkrete Hinweise gegeben hatte, aber offensichtlich keine Konsequenzen gezogen worden waren. Vor dem Polizeichef musste am Donnerstag bereits der höchste Beamte des Verteidigungsministeriums, Hemasiri Fernando, seinen Posten räumen. Zu seinem Nachfolger ernannte Präsident Sirisena am Montag Ex-Armeechef Shantha Kottegoda.

Sirisena hatte Jayasundaras Rücktritt bereits am Freitag bekanntgegeben und später dessen Stellvertreter Chandana Wickramaratne zum geschäftsführenden Polizeichef ernannt. Nach Angaben eines Regierungsvertreters widersetzte sich Jayasundara jedoch seinem Rauswurf. Der Polizeichef muss nun vom Parlament seines Amtes enthoben werden und gilt bis dahin offiziell als suspendiert. Für eine Stellungnahme war er zunächst nicht zu erreichen.

Jayasundara hatte zehn Tage vor Ostersonntag in einem Schreiben an führende Sicherheitsvertreter vor Plänen der NTJ gewarnt, Selbstmordanschläge auf christliche Kirchen und die indischen Botschaft in Colombo zu verüben. Sowohl Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe wie auch Präsident Sirisena versichern, von den Plänen nicht informiert worden zu sein, obwohl Sirisena gleichzeitig Verteidigungs- und Innenminister ist.

Wickremesinghe und Sirisena hatten sich im vergangenen Jahr einen mehrmonatigen Machtkampf geliefert, bei dem der Regierungschef zwischenzeitlich vom Präsidenten entlassen worden war. Ihre Beziehungen sind seitdem gespannt.

Mehr als eine Woche nach den Anschlägen bleibt die Lage im Land unübersichtlich. Die Behörden verhängten den Ausnahmezustand, seit Tagen suchen tausende Sicherheitskräfte im ganzen Land nach möglichen weiteren Attentätern und Drahtziehern. Mehr als 150 Menschen wurden festgenommen. Bei der Erstürmung eines mutmasslichen Islamistenverstecks wurden 15 Menschen getötet, darunter drei Frauen und sechs Kinder durch die Explosionen von Selbstmordattentätern.

Am Montag ging die landesweite Suche weiter. Dabei wurden auch 13 Ausländer wegen Überschreitung ihrer Visumsfristen festgenommen. Ob die zehn Nigerianer und jeweils ein Inder, Thailänder und Iraner Verbindungen zu religiösen Extremisten hatten, war zunächst unklar.

In dem Land wächst unterdessen die Sorge vor möglichen Vergeltungsaktionen gegen die muslimische Minderheit. Bereits vor dem Verhüllungsverbot hatten islamische Geistliche Musliminnen dazu aufgerufen, ihr Gesicht nicht mehr zu verschleiern. Muslime machen im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka rund zehn Prozent der Bevölkerung aus - die Mehrheit von ihnen ist liberal, und nur wenige Frauen tragen Gesichtsschleier.