Galaxus stösst mit «Männerpflanzen» auf Gender-Kritik

Versandhändler Galaxus macht auf Provokation und verkauft Männerpflanzen. Bei den Kunden kommt das nicht nur gut an.

Logo von Galaxus. - Galaxus

Das Wichtigste in Kürze

  • Galaxus führt neuerdings Männerpflanzen im Sortiment.
  • Bei der Kundschaft sorgt dies teilweise für rote Köpfe.

Digitec Galaxus ist der beliebteste Onlinehändler der Schweiz. Immer wieder fällt der Shop mit witzigen Werbungen auf. Auch durch das Hervorheben negativer Produktbewertungen macht das Unternehmen auf sich aufmerksam.

Jetzt hat Galaxus sogenannte «Männerpflanzen» ins Sortiment genommen. Pflegeleicht und mit männlichen Namen wie «Freddy» oder «Jack» kommen sie mit relativ hohem Preis daher. Beispielsweise die Männerpflanze Anthony kostet fast 90 Franken. Für den Kaktus «Bruce» werden satte 209 Franken fällig.

«Das ist Bruce. Stehvermögen. What else?» Mit dem Satz wird dieser Kaktus beworben - Galaxus

«Teuer und sexistisch», findet User Tobias D. Er fühle sich als Mann von diesem Produkt und dessen Namen gekränkt. Der Name suggeriere, dass Männer keinen grünen Daumen haben können. «Gibt ja auch keine Frauenautos, die selbstständig einparkieren.»

Die Pflanzen stammen zwar nicht von Galaxus selbst, sondern vom deutschen Unternehmen Fleurop. Dass der Schweizer Händler die Pflanzen ins Sortiment nimmt, dürfte aber eine gezielte Provokation sein. In Zeiten der Political Correctness ein schlechter Entscheid?

Umfrage

Sind Männerpflanzen sexistisch?

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53%
Das ist mir völlig egal.
30%

Genderforscher kritisieren sexistische Stereotypisierung

Kritik erhält die «Männerpflanze» aus der Genderforschung. Crispin Thurlow von der Universität Bern kritisiert im «Gender Campus»-Blog: «Dies ist ein perfektes Beispiel für die banale Art, in der Geschlechter-Stereotypen aufrechterhalten werden.»

Anna Sommer vom interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Uni Bern schliesst sich der Kritik an. «Die Website der ‹Männerpflanze› suggeriert, dass Männer eher keinen grünen Daumen haben und daher auf äusserst pflegeleichte Pflanzen angewiesen sind.» Man bediene mit Begriffen wie «Stehvermögen» oder «Sportskanone» sexistische Stereotypen, so Sommer zu Nau.ch.

Digitec Galaxus hat im Onlinehandel grossen Erfolg – auch wegen aussergewöhnlicher Werbung. - Keystone

Dementsprechend zeigt Sommer wenig Verständnis für die Produkteinführung: «Das Online-Warenhaus nutzt Gender-Stereotypen, um zu provozieren und Aufmerksamkeit zu erregen.» Dadurch werde wohl versucht, äusserst gewöhnliche Zimmerpflanzen möglichst gut zu verkaufen. «‹Frauenpflanzen› braucht es in dieser Logik keine, da ja alle anderen Pflanzen ausser den ‹Männerpflanzen› eher für Frauen geeignet zu sein scheinen.»

Galaxus fährt zweigleisig

Damit sich der Laden nicht mit Gender-Aktivisten in die Haare gerät, liess er eine firmeneigene Redaktorin einen männerpflanzenkritischen Artikel schreiben. Ihr Fazit: «Im Jahre 2020 mit all seinen Streiks, Demos und einer Pandemie [...] scheint Fleurop mit einer sexistischen Produktlinie doch zu hoch gepokert zu haben. Vielleicht nächstes Jahr.»

Die Pflanzen bleiben trotzdem im Sortiment. Somit kann sich Galaxus bei allen Lagern in ein gutes Licht rücken.