220 Tote, Salvini nennt die Überlebenden «Menschenfleisch»
Italien macht Jagd auf private Seenotretter. Derweil ertrinken tausende Migranten. Für Innenminister Salvini sind die Geretteten «Menschenfleisch».
Das Wichtigste in Kürze
- Seenotretter machen Italiens Blockade mitverantwortlich für die vielen Toten.
- Für Salvini sind NGOs «Vize-Schlepper», die mit den Migranten Geld machen wollen.
- In dem Zusammenhang nannte er die Geretteten «Menschenfleisch».
Angesichts der Blockade von Seenotrettern im Mittelmeer sind binnen weniger Tage bei mehreren Unglücken etwa 220 Menschen ertrunken. «Das ist eine konservative Schätzung», sagte der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), William Spindler, am Freitag in Genf. Derweil droht Italiens Innenminister Matteo Salvini Hilfsorganisationen mit der Beschlagnahmung ihrer Schiffe und der Festnahme der Besatzung. Migranten nannte er dabei «Menschenfleisch».
Seenotretter sehen einen direkten Zusammenhang zwischen den vielen Toten und der Abweisung privater Rettungsboote in Italien. «220 Menschen sterben innerhalb von drei Tagen und Matteo Salvini redet von «Menschenfleisch», verheerend», twitterte die deutsche Organisation Sea-Eye, die ihre Rettungsmission im Mittelmeer mittlerweile abgebrochen hat.
Privatnotretter wollen Geld mit Migranten machen
Salvini, Chef der fremdenfeindlichen Lega, hatte am Donnerstag über Mission Lifeline hergezogen, die mehr als 220 Migranten aus dem Meer gerettet hatte. Die NGO aus Dresden hätte die Anweisungen der Behörden, dass die libysche Küstenwache die Menschen aufnehme, ignoriert.
«Sie riskieren das Leben der Migranten auf den Schlauchbooten, hören nicht auf die italienischen und libyschen Behörden und intervenieren, um diese wertvolle Ware von Menschen - von Menschenfleisch - an Bord zu laden.» Für ihn sind die NGO «Vize-Schlepper», die Geld mit den Migranten machen wollen.
Über 1000 seit Anfang Jahr ertrunken
Nach Angaben des UNHCR steigt die Zahl der Toten im Mittelmeer seit Anfang des Jahres mit den geschätzten 220 Toten nun auf über 1000. Unter anderem am Dienstag war ein Holzboot gesunken. Nach Schätzungen sollen 100 Menschen an Bord gewesen sein, aber nur fünf hätten das Unglück überlebt. Die libysche Küstenwache habe sie gerettet. Am selben Tag sei ein Gummiboot mit 130 Menschen an Bord gesunken. Fischer hätten nur 60 der Bootsinsassen retten können. Am 20. Juni hätten andernorts auf See gerettete Flüchtlinge und Migranten von 50 Mitreisenden berichtet, die ertrunken seien.