Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäter stärker überwacht als bekannt
Ein neuer Bericht zeigt, dass der Attentäter des Berliner Weihnachtsmarktes bereits seit geraumer Zeit vor dem Anschlag am 19. Dezember 2016 überwacht wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Recherchen der «Welt am Sonntag» zeigen, dass der Attentäter des Berliner Weihnachtsmarktes spätestens seit November 2015 gezielt überwacht wurde.
- Dem Bericht zufolge lud der Attentäter bereits im Dezember 2015 mit seinem überwachten Smartphone detaillierte Anleitungen zum Mischen von Sprengstoff herunter.
- Anis Amri raste am 19. Dezember 2016 mit einem Laster in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche.
- Es war der bisher schwerste islamistische Anschlag in Deutschland – 12 Menschen wurden getötet, beinahe 100 verletzt.
Polizei und Geheimdienste haben den Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, nach Recherchen der «Welt am Sonntag» viel früher und intensiver überwacht als bislang bekannt. Dies gehe aus Tausenden Akten, Dutzenden V-Mann-Berichten und den Protokollen von Telefon- und Internetüberwachungen hervor, die dem Blatt nach eigenen Angaben vorliegen.
Spätestens seit November 2015 liess die Bundesanwaltschaft demnach den Tunesier vom Bundeskriminalamt (BKA) und vom Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen durch einen V-Mann der Polizei, der sich «Murat» nannte und als «VP01» in den Akten auftaucht, gezielt überwachen. Dies sei Teil verdeckter Ermittlungen gegen die mutmassliche IS-Terrorzelle des Hildesheimer Predigers Abdullah Abdullah gewesen, alias «Abu Walaa».
Am 19. Dezember 2016 war Amri mit einem Laster in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gerast. Bei dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland waren zwölf Menschen getötet und annähernd 100 Menschen verletzt worden. Amri wurde später auf der Flucht von italienischen Polizisten erschossen.
Dem Bericht zufolge lud Amri bereits am 14. Dezember 2015 mit seinem überwachten Smartphone detaillierte Anleitungen zum Mischen von Sprengstoff sowie zum Bau von Bomben und Handgranaten herunter. Spätestens ab dem 2. Februar 2016 telefonierte Amri demnach auf diesem Handy mit zwei IS-Kadern in Libyen und bot sich als Selbstmordattentäter für einen Anschlag in Deutschland an.