Britische Labour Partei ringt um zweites Brexit-Referendum

13'000 Delegierte nahmen am Labour-Parteitag teil. Das grosse Thema war der Brexit. Zudem wurden auch die Antisemitismus-Vorwürfe angesprochen.

Auch Jeremy Corbyn, der Chef der britischen Labour-Partei, hat Ambitionen auf das Amt des Premierministers. - Keystone

Der britische Labour-Oppositionschef Jeremy Corbyn gerät mit Blick auf ein zweites Brexit-Referendum zunehmend unter Druck. Er werde Beschlüsse seiner Partei zwar befolgen, versicherte der Alt-Linke in Interviews zum Auftakt des Labour-Parteitags heute Sonntag in Liverpool. Er bevorzuge aber nach wie vor eine Neuwahl.

Corbyn gilt als EU-Skeptiker, der vor allem auf sozialpolitische Themen setzt. Ihm und seiner Führungsriege geht es in erster Linie darum, Premierministerin Theresa May abzulösen. Sie ist auch innerhalb ihrer eigenen Partei, den Konservativen, sehr umstritten.

Einer Umfrage zufolge wünschen sich 86 Prozent der Parteimitglieder ein zweites Referendum zum finalen Brexit-Abkommen, nur acht Prozent wären dagegen. 90 Prozent würden heute für einen Verbleib Grossbritanniens in der EU stimmen, ergab die YouGov-Befragung von 1000 Labour-Mitgliedern im Auftrag der Zeitung «The Observer».

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Sonntag begann der Parteitag der britischen Labour-Partei.
  • Brexit und der innerparteiliche Antisemitismus waren beides Themen.

Mehr als 80 Prozent der Parteimitglieder fürchten demnach, dass der Lebensstandard in Grossbritannien nach dem EU-Austritt sinkt. Die meisten rechnen vor allem mit negativen Folgen für ihre Jobs. Grossbritannien will Ende März 2019 die Staatengemeinschaft verlassen.

An dem viertägigen Treffen in Liverpool nehmen 13'000 Delegierte teil. Tausende Anhänger der Europäischen Union demonstrierten bereits am Sonntag mit grossen EU-Fahnen für ein zweites Referendum.

Corbyn und seine Partei beschäftigen sich in Liverpool auch mit Antisemitismusvorwürfen. Kritiker werfen dem 69-Jährigen eine einseitige Unterstützung der Palästinenser im Nahostkonflikt vor. Der Parteivorstand übernahm nach langen Diskussionen im September eine international anerkannte Definition für Antisemitismus – allerdings mit dem Zusatz, weiter Israels Politik kritisieren zu dürfen.