Labour-Chef Jeremy Corbyn gibt zu, dass Antisemitismus in seiner Partei ein «echtes Problem» ist.
Jeremy Corbyn
Jeremy Corbyn, von 2015 bis 2020 Parteichef der Labour-Partei, wird im Kommissionsbericht scharf kritisiert. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Labour-Chef Jeremy Corbyn gibt Antisemitismusproblem in seiner Partei zu.
  • Ihm wird schon lange vorgeworfen, nicht gegen Antisemitismus in der Partei vorzugehen.
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Labour-Chef Jeremy Corbyn hat ein «echtes Problem» mit Antisemitismus in seiner Partei eingeräumt. «Ich gebe zu, dass es ein echtes Problem gibt, an dessen Lösung Labour arbeitet», schrieb der britische Oppositionsführer am Samstag in einem Beitrag für die Tageszeitung «Guardian». Ihm wird schon seit Jahren vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen antisemitische Äusserungen in den eigenen Reihen vorzugehen.

Das Thema war vor wenigen Tagen wieder in den Fokus gerückt, weil sich seine Partei weigerte, die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance zu übernehmen. Dies ist ein Zusammenschluss von 31 Staaten, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus und Holocaust-Leugnung verschrieben haben. Sie kooperiert unter anderem mit der UN.

«Alle, die antisemitisches Gift versprühen, müssen kapieren: Ihr tut das nicht in meinem Namen», schrieb Corbyn nun. «Ihr seid nicht meine Unterstützer und habt keinen Platz in unserer Bewegung.»

Jüdische Organisationen in Grossbritannien reagierten zurückhaltend auf den Beitrag des Parteivorsitzenden. Es sei nur ein weiterer Artikel, der eine von Labour selbst geschaffene Lage beklage, aber nichts ändere, sagte ein Sprecher des Jewish Labour Movement. Die Organisation sehe sich einmal mehr genötigt, «Taten statt Worte» einzufordern. Inzwischen habe sie kein Vertrauen mehr in Corbyn.

Kürzlich hatte der Labour-Chef gesagt, dass seine Partei seit 2015 300 interne Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet habe. Etwa die Hälfte davon führten zu Ausschlüssen oder Rücktritten. Corbyn wies einen Teil der jüngst gegen seine Partei erhobenen Vorwürfe aber auch als «überhitzte Rhetorik» zurück. So könne er die Aussage nicht akzeptieren, Labour sei eine «Bedrohung» für Juden.

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