Deutsche Atom-Endlagersuche könnte noch viel länger dauern
Laut einem Gutachten des Freiburger Öko-Instituts könnte die Suche nach einem Atommüll-Endlager in Deutschland über 40 Jahre länger dauern als geplant.
Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland könnte einem Gutachten des Freiburger Öko-Instituts zufolge mehr als 40 Jahre länger dauern als ursprünglich geplant. Unter idealen Bedingungen sei mit einer Standortentscheidung frühestens im Jahr 2074 zu rechnen. So heisst es in einem Papier im Auftrag des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE).
Das Bundesumweltministerium teilte in Berlin mit, die Endlagersuche sei ein «wissenschaftsbasiertes, transparentes sowie lernendes Verfahren. Dessen Ansprüche seien darauf ausgerichtet, denjenigen Standort zu finden, der die bestmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von einer Million Jahren gewährleistet.» Dass dieses Verfahren nicht bis 2031 abgeschlossen werden könne, sei seit Längerem bekannt.
Ministerium: Verzögerung nicht neu
Im November 2022 hatte das Ministerium mitgeteilt, dass der ursprüngliche Zeitplan bis 2031 nicht zu halten sein wird. Kurze Zeit später waren Unterlagen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) öffentlich geworden, wonach sich die Suche bis 2046 oder in einem anderen Szenario sogar bis 2068 hinziehen könnte. Eine Ministeriumssprecherin wollte sich auf Nachfrage zu konkreten Zeiträumen nicht äussern.
Bei der Endlagersuche geht es um einen Ort in der Tiefe zur dauerhaften Lagerung von 27'000 Kubikmetern hochradioaktiven Mülls aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland. Das sind laut BASE fünf Prozent der radioaktiven Abfälle in Deutschland, die aber rund 99 Prozent der gesamten Radioaktivität aller Abfälle enthalten. Aufbewahrt wird der Müll aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern.
Komplizierte Suche
Die Suche ist kompliziert. Niemand möchte ein Endlager in seiner Nähe haben und es soll ein Ort gefunden werden, der für eine Million Jahre sicher ist. In einem Standortauswahlgesetz wurde deshalb ein mehrstufiges, langfristiges Suchverfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit festgelegt.
Anfang des Jahrhunderts kam noch rund ein Viertel des Stroms in Deutschland aus Atomreaktoren. Nach dem Reaktorunglück in Japan 2011 begann der beschleunigte Ausstieg. Die letzten drei AKW wurden Mitte April 2023 abgeschaltet.