Deutsche schäumen wegen Lockdown-Verlängerung über Festtage

Yannis Lüthi
Yannis Lüthi

Deutschland,

Deutschland verlängert den Teil-Lockdown bis zum 10. Januar. Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Auch der Virologe Hendrik Streeck kritisiert die Politik.

Coronavirus - Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt im Bundeskanzleramt an einer Pressekonferenz nach Beratungen mit den Regierungschefs der Bundesländer teil. Sie hat sich für die Verlängerung des Teil-Lockdowns in Deutschland bis zum 10. Januar ausgesprochen. 02.12.2020, Berlin - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland bleibt bis zum 10. Januar im Teil-Lockdown.
  • Grosse Teile der Bevölkerung können die Verlängerung nicht nachvollziehen.
  • Hendrik Streeck meint, dass die Politik aktuell nicht wirklich auf Virologen hören würde.

Deutschland verlängert den Teil-Lockdown. Restaurants, Kinos und Fitnesscenter bleiben bis zum 10. Januar geschlossen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel begründet den Entscheid mit den kaum sinkenden Fall- und den hohen Todeszahlen. «Wir haben das Ziel nach wie vor, eine Inzidenz unter 50 Fällen pro 100'000 Einwohner in sieben Tagen zu erreichen», so Merkel. Derzeit liegt diese bei 134.

Merkel Söder
Angela Merkel und Markus Söder bei der gestrigen Pressekonferenz. - Keystone

Der Ministerpräsident des Freistaates Bayern Markus Söder warnt: «Die Lage ist sehr ernst. Wir müssen konsequent bleiben und in den Hotspots nachschärfen.»

Virologe Streeck kritisiert Söder

Die Teil-Lockdown-Verlängerung sorgt bei vielen Deutschen jedoch für rote Köpfe. Joana Coatar, AfD-Mitglied des Deutschen Bundestages, sagt, dass ein weiteres Mal am Bundestag vorbei entschieden worden sei.

Virologe Hendrik Streeck kritisiert Söder gemäss «Merkur» gegenüber «Rotary Club Schliersee»: «Wenn Herr Söder sagt, die Todeszahlen sind aktuell so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen, dann redet er an der Realität vorbei.»

Jahreswechsel
Hendrik Streeck, Direktor am Institut für Virologie im Universitätsklinikum Bonn, spricht auf einer Pressekonferenz in der Kreisverwaltung. (Archivbild) - dpa

Jeder einzelne Tod sei tragisch. Man könne sich nicht einfach darüber hinwegsetzen, stellt Streeck klar. Aber wenn man die Zahlen genau betrachten würde, so erkenne man, dass es «nicht die enorme Katastrophe ist, als die sie gerade dargestellt wird».

Zudem fügt er hinzu, dass die aktuellen Entscheidungen bezüglich der Massnahmen «nicht auf Virologen-Basis» getroffen werden würden.

«Lockdown so nebenbei verlängert»

Auf Twitter häuft sich die Meinung, dass Merkel und alle Mitverantwortlichen falsch handeln würden. Einige fordern einen strikten Lockdown, sodass die Fallzahlen auf ein tiefes Niveau sinken. Andere sind der Meinung, dass es keine solch strengen Regeln brauche – in Ländern ohne Teil-Lockdown würden die Zahlen schliesslich fallen.

Eines ist ersichtlich: Nur wenige können sich noch mit dem Teil-Lockdown und dessen Verlängerung anfreunden.

Auch der deutsche Journalist Gabor Halasz nicht – er meint: «Lockdown so nebenbei verlängert. Dabei wäre alle Zeit der Welt, das noch einmal zu diskutieren und die Parlamente einzubinden. Es wird nicht helfen bei der Akzeptanz.»

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