Erdogan vergleicht Griechenlands Vorgehen mit Nazi-Verbrechen
Erdogan geht Griechenland seit Tagen wegen des Vorgehens gegen Migranten verbal an. Nun legt er noch mal nach und unterstellt dem Nachbarland Nazi-Methoden.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Tagen geht Erdogan Griechenland wegen des Vorgehens gegen Migranten verbal an.
- Nun legt er nochmals nach und unterstellt den Griechen Nazi-Methoden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat das Vorgehen der griechischen Behörden gegen Migranten an der Grenze mit Nazi-Verbrechen verglichen. «Zwischen dem, was die Nazis gemacht haben, und diesen Bildern an der griechischen Grenze besteht gar kein Unterschied.» Dies sagte Erdogan am Mittwoch in Ankara.
«Was sie in den Nazi-Lagern gemacht haben, machen auch die Griechen im Namen des Westens. Geradezu als bezahlte Beamte des Westens», fügte er hinzu. «Und sie töten auch. Das sind bezahlte Legionäre des Westens.»
Erdogan verschärft Ton in Spannungen
Erdogan verschärfte damit erneut den Ton in den Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei. Deren Beziehungen sind wegen der Migranten an der gemeinsamen Grenze ohnehin angespannt. In der Ägäis gab es zudem einen Zwischenfall der Küstenwachen beider Länder.
Erdogan hatte Ende Februar erklärt, die Grenzen zur EU seien für Flüchtlinge und andere Migranten geöffnet. Daraufhin machten sich Tausende Menschen auf den Weg zur griechischen Grenze, wo noch immer viele von ihnen ausharren.
Griechenland drängt die Migranten auch mit dem Einsatz von Tränengas zurück. Die Türkei wirft den griechischen Behörden ausserdem vor, mindestens zwei Migranten an der gemeinsamen Grenze erschossen zu haben. Athen weist das entschieden zurück.
Am Mittwoch blieb die Lage an der Grenze zunächst ruhig. Vereinzelt hätten Migranten in der Nacht versucht, den Zaun beim Grenzübergang Kastanies/Pazarkule zu überwinden oder den Fluss Evros (türkisch: Meriç) zu durchqueren, berichtete das griechische Staatsfernsehen ERT.
Illegale Grenzübertritte gestiegen
Die Anzahl der vereitelten illegalen Grenzübertritte seit dem 29. Februar stieg am Mittwoch auf knapp 44'400 Menschen, wie es in Griechenland unter Berufung auf Polizeiangaben hiess. Zudem seien 383 Menschen festgenommen worden.
Der Rote Halbmond verteilte nach eigenen Angaben Essen an die Migranten. Aufgrund des grossen Andrangs hätten sich immer schnell sehr lange Warteschlangen vor der Essensausgabe gebildet. Das berichtete ein syrischer TV-Journalist und Oppositionsaktivist, der bis Montagabend auf der türkischen Seite der Grenze gefilmt hatte, der dpa.
Etliche Familien seien aber inzwischen umgekehrt. Sie wollen ihren Kindern diese Situation – kampieren im Freien ohne Waschräume – nicht länger hätten zumuten. Auf den Inseln im Osten der Ägäis kamen seit sechs Tagen kaum Migranten aus der Türkei an. Dies teilte das Migrationsministerium mit.
Zwischenfall mit Küstenwachen
Unterdessen kam es zu einem gefährlichen Zwischenfall in der Ägäis zwischen der türkischen und der griechischen Küstenwache. Ein Boot der türkischen Küstenwachse berührte vor der griechischen Insel Kos ein Boot der Küstenwache des Nachbarlandes. Dies teilte die griechische Seite am Mittwoch mit.
Die griechische Küstenwache warf der türkischen Besatzung vor, «gezielt» mit «der klaren Absicht, (das griechische Boot) zu rammen». Sie soll auf Kollisionskurs gegangen zu sein. Verletzt wurde niemand. Es seien kleinere Schäden am griechischen Boot entstanden, hiess es seitens der griechischen Küstenwache.
In der Ägäis kommt es seit Jahren immer wieder zu ähnlichen Zwischenfällen. Die beiden benachbarten Nato-Staaten streiten sich neben der Zypernfrage seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis.