Giftanschlag auf Nawalny: Druck auf Russland wächst

Im Fall des vergifteten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny weist Moskau alle Vorwürfe zurück. Internationale Forderungen nach Aufklärung werden lauter.

Nawalny war am 20. August auf einem Flug in Russland ins Koma gefallen und später auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt worden. Foto: Annette Riedl/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der internationale Druck auf Russland wächst nach der Vergiftung Nawalnys.
  • Die G7-Staaten verurteilen den Giftanschlag aufs Schärfste.
  • Sie fordern Aufklärung vonseiten Russlands.

Nach der Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny wächst der internationale Druck auf Russland, den Fall aufzuklären. Die G7-Staaten verurteilten den Giftanschlag auf Schärfste.

«Dieser Anschlag auf den Oppositionsführer Nawalny ist ein weiterer schwerer Schlag für die Demokratie und den politischen Pluralismus in Russland.» Dies hiess es in einer vom Auswärtigen Amt in Berlin verbreiteten Mitteilung der Aussenminister der sieben führenden Wirtschaftsmächte. Man werde genau verfolgen, wie Russland auf die internationalen Aufforderungen reagiere, sich zu der Vergiftung Nawalnys zu erklären, hiess es.

Nawalny fiel Ende August ins Koma

Zu den G7-Staaten gehören Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Japan, Italien, Kanada und die USA. Die USA haben dieses Jahr den Vorsitz der Gruppe inne.

Der Kremlgegner Alexei Anatoljewitsch Nawalny im Gerichtssal. (Archivbild) - dpa

Nawalny, einer der schärfsten Gegner von Kremlchef Wladimir Putin, war am 20. August auf einem Inlandsflug in Russland ins Koma gefallen. Nach Erstbehandlung in Sibirien wurde er auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt.

Die Bundesregierungsieht es nach Untersuchungen in einem Spezial-Labor der Bundeswehr als zweifelsfrei erwiesen an, dass Nawalny mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet wurde. Unterstützer Nawalnys vermuten Moskau hinter der Tat. Am Montag wurde bekannt, dass der 44-Jährige nach mehr als zwei Wochen wieder aus dem Koma geholt wurde.

USA wollen eigene Untersuchung des Falls

US-Abgeordnete forderten vom Weissen Haus eine eigene Untersuchung der Vergiftung Nawalnys, die neue Sanktionen gegen Russland auslösen könnte. Der Ausschuss für Aussenpolitik im Repräsentantenhaus verwies dabei am Dienstag auf ein US-Gesetz, das Strafmassnahmen beim Einsatz chemischer oder biologischer Waffen vorsieht. Nach der Aufforderung sind nun zwei Monate Zeit für eine US-Untersuchung vorgesehen.

«Hund» nutzt er gerne als Schimpfwort: US-Präsident Donald Trump. - dpa

Trump hat sich bisher eher zurückhaltend zum Fall Nawalny geäussert. Vergangene Woche sagte er nach der Mitteilung der Bundesregierung zum Untersuchungsergebnis, den USA lägen noch keine Beweise vor. Zugleich sagte er, er würde «sehr wütend» sein, wenn sich der Vorwurf bestätigen sollte. Als Konsequenz bekräftigte Trump auch seine Forderung nach einem Baustopp der Ostseepipeline Nord Stream 2, die Erdgas von Russland nach Deutschland bringen soll.

Frankreich verschiebt Ministersitzung in Russland

Frankreich hat indes vor dem Hintergrund des Falls Nawalny eine Ministersitzung mit Russland verschoben. Der sogenannte französisch-russische Kooperationsrat zu Sicherheitsfragen solle zu einem späteren Zeitpunkt tagen. Dies teilte das Pariser Aussenministerium am späten Dienstagabend mit. In der knappen Erklärung wurde auf «aktuelle Umstände» verwiesen. Es wurde demnach mit der russischen Seite über die Verschiebung gesprochen.

Üblicherweise kommen bei den Beratungen in diesem diplomatischen Format die Aussen- und Verteidigungsminister der beiden Länder zusammen. Laut Medienberichten war die nächste Sitzung für diesen Montag geplant. Das Aussenministerium machte zu dem Termin keine Angaben. Erst Ende vergangener Woche hatten Paris und Berlin gemeinsam Russland zur Aufklärung des Vergiftungsfalls aufgefordert.