Hans-Dietrich Genscher: Prag feiert seine Balkonrede vor 30 Jahren

Vor 30 Jahren hielt der Deutsche Hans-Dietrich Genscher seine berühmte Balkonrede. Gestern Samstag wurde in Prag gefeiert.

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Trabis stehen beim «Fest der Freiheit» in der deutschen Botschaft in Prag. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor 30 Jahren hielt Hans-Dietrich Genscher seine berühmte Balkonrede in Prag.
  • Danach konnten tausende DDR-Flüchtlinge mit Sonderzügen in den Westen ausreisen.
  • Gestern Samstag wurde mit einem «Fest der Freiheit» in Prag daran erinnert.

Deutschland hat in Prag an die Ausreise tausender DDR-Flüchtlinge in den Westen vor genau 30 Jahren erinnert. Mit einem «Fest der Freiheit». Die Botschaft öffnete gestern Samstag ihre Tore für Zeitzeugen und Besucher.

Am 30. September 1989 hatte der damalige Aussenminister Hans-Dietrich Genscher im Palais Lobkowitz (tschechisch: Lobkowicz Palac) seinen berühmten Halbsatz gesagt, der im Jubel der Menge unterging: «Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise... (möglich geworden ist).»

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Der damalige Aussenminister Hans-Dietrich Genscher (unter dem Fensterkreuz rechts) steht mit anderen Politikern auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft. Am 30. September 1989 hatte der FDP-Politiker dort den DDR-Bürgern im Garten verkündet, dass ihre Ausreise möglich geworden war. - dpa

Für viele der Flüchtlinge, die teils wochenlang auf dem überfüllten Botschaftsgelände ausgeharrt hatten, war es eine «Befreiung». Sie waren über den Zaun geklettert, hatten alles zurückgelassen: Familie, Trabis, Geld, um in den Westen zu kommen.

Rede von Hans-Dietrich Genscher war «der erste Stein»

Rudolf Seiters, der damals als Kanzleramtschef an der Seite von Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon stand, sagte nun: «Das war praktisch der erste Stein, der aus der Mauer gebrochen wurde.» Die schwer gesicherte Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten fiel wenige Wochen später, am 9. November 1989.

Gemeinsam mit einem der damaligen Flüchtlinge, dem Musiker Markus Rind, enthüllte Seiters am Bahnhof Prag-Liben eine Gedenktafel. Darauf heisst es: «Die Züge in die Freiheit waren ein wichtiger Schritt zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Überwindung der Teilung Europas.»

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Ex-Bundeskanzleramtschef Rudolf Seiters (r) und der damalige DDR-Flüchtling und Musiker Markus Rind enthüllen eine Gedenktafel am Bahnhof Prag-Liben. - dpa

Insgesamt konnten zwischen dem 30. September und dem 4. Oktober 1989 rund 13'000 DDR-Bürger von Prag aus mit Sonderzügen in die Bundesrepublik ausreisen.

«Es hat sich gelohnt»

Hilmar Zander war damals unter den Flüchtlingen in der Botschaft, gemeinsam mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern. «Die Emotionen kommen hoch», sagte der 65-Jährige. Er berichtete von den engen und unhygienischen Verhältnissen, sagte aber auch: «Es hat sich gelohnt.»

Ein anderer Zeitzeuge kämpfte mit den Tränen. Man habe Angst gehabt, dass die Züge nicht in die BRD, sondern in sowjetische Lager führen, sagte Frank Schröter.

24 Stunden durchgekocht

Herbert Schmitz, ein ehrenamtlicher Helfer aus Euskirchen, teilte nach 30 Jahren wieder Brotscheiben aus. «Wir haben im Prinzip 24 Stunden durchgekocht, weil die Leute hier Schlange standen», erinnert er sich.

Doch welche Lehren bietet die Geschichte für heute? Eine sei, dass Nationalstaaten die Probleme allein nicht lösen können, ist der CDU-Politiker Seiters überzeugt. Markus Rind, damals Flüchtling und heute Intendant der Dresdner Sinfoniker, meint: «Wir sollten auch den Menschen in Not die Hand reichen.»

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