Boris Johnson gesteht Fehler bei Umgang mit Corona-Pandemie ein
Premierminister Boris Johnson gab zu, das Corona-Virus unterschätzt zu haben. Laut Epidemiologe hätten tausende Leben gerettet werden können.
Das Wichtigste in Kürze
- Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson gestand im Umgang mit Corona Fehler ein.
- Vor allem das Ausmass an Ansteckungen durch Menschen ohne Symptome wurde unterschätzt.
Hätten mehrere Tausend Corona-Tote in Grossbritannien verhindert werden können, wenn das Land anders mit der Pandemie umgegangen wäre? Premier Boris Johnson gibt zu, das Virus unterschätzt zu haben.
Am ersten Jahrestag seines Amtsantritts hat der britische Premierminister Boris Johnson Fehler im Umgang mit der Corona-Pandemie eingestanden. Im Gespräch mit der BBC sagte er, was am meisten unterschätzt worden sei: Vor allem das Ausmass der Übertragung durch Menschen, die keine Symptome zeigten.
Über 45'500 Todesfälle hätten verhindert werden können
«Wir haben (das Virus) in den ersten Wochen (...) nicht in der Art und Weise verstanden, wie wir das gerne getan hätten.» Ob der Lockdown und andere Massnahmen zur Eindämmung des Virus in dem Land zu spät gekommen seien?
Auf diese Frage antwortete Johnson ausweichend. Es handle sich um «offene Fragen» unter Wissenschaftlern, sagte der konservative Politiker.
Mindestens die Hälfte der mehr als 45'500 Sterbefälle in Grossbritannien hätten verhindert werden können. Es wäre möglich gewesen, wenn der Lockdown im März eine Woche früher durchgesetzt worden. Dies hatte Epidemiologe und ehemalige Regierungsberater Neil Ferguson kürzlich gesagt.
Die Regierung hatte zunächst auf das Konzept einer sogenannten Herdenimmunität gesetzt und erst vergleichsweise spät eingelenkt. Grossbritannien gilt als das am schwersten von der Pandemie betroffene Land Europas.
Die massenhafte Überführung von Patienten aus Krankenhäusern in Pflegeheime gilt Fachleuten als massiver Fehler. Dieser dürfte Tausende das Leben gekostet haben. Die Patienten wurden überführt, ohne vorher getestet worden zu sein.
Boris Johnson setzte Schwerpunkt auf Intensivbetten
Die Regierung von Premierminister Boris Johnson fokussierte sich auf den Ausbau von Kapazitäten für Intensivbetten. Neben fehlenden Tests hatten Berichten zufolge auch viele Heime Schwierigkeiten, an Schutzausrüstung zu kommen.
Es wird angenommen, dass der Pandemie in Grossbritannien viele Menschen gestorben sind, die nie auf das Coronavirus getestet wurden. Zahlen der Statistikbehörden zufolge wurden inzwischen beinahe 55'000 Todesfälle erfasst. Bei diesen wurde die Lungenkrankheit Covid-19 im Totenschein erwähnt.
Die sogenannte Übersterblichkeit für die Zeit der Pandemie liegt bei über 65'000. Das ist Berechnungen der «Financial Times» zu entnehmen. Die Übersterblichkeit ist die Differenz zwischen der Zahl der Todesfälle in diesem Jahr und dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.