Kehrtwende in Russland - Ukraine kann weiter Getreide exportieren

Der Getreideexport der Ukraine geht weiter. Dies, obwohl Russland kurzzeitig aus dem Deal ausgetreten ist.

Das Frachtschiff «Razoni» kommt an der Einfahrt zum Bosporus an. Dies ist die Fahrt des ersten Getreidefrachters aus der Ukraine seit Kriegsbeginn. Das mit rund 26'000 Tonnen Mais aus der Ukraine beladene Schiff wird nach türkischen Angaben erst in der Nacht zu Mittwoch, 03.08.2022 in Istanbul eintreffen. Foto: Khalil Hamra/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Khalil Hamra

Das Wichtigste in Kürze

  • Erneut hat Russland eine Getreideblockade im Ukraine-Krieg durchgeführt.
  • Jetzt steigt das Land wieder in den Deal ein – nach massiver internationaler Kritik.
  • Demnach sollen die Schiffe über einen sicheren Korridor im Schwarzen Meer fahren.

Nach massiver internationaler Kritik an einer neuen Getreideblockade steigt Russland nun doch wieder in das Abkommen zum Export von Getreide aus der Ukraine ein. Die Schiffe mit Weizen, Mais und anderen Lebensmitteln sollen demnach weiter über einen sicheren Korridor im Schwarzen Meer fahren können.

Moskau gab als Grund für die Kehrtwende an, schriftliche Sicherheitsgarantien von Kiew erhalten zu haben, dass der Seekorridor nicht für Kampfhandlungen genutzt werde. Der Korndeal ist wichtig für den Kampf gegen den Hunger in der Welt.

Russland hatte das Abkommen am Samstag ausgesetzt unter dem Vorwurf, die Ukraine nutze das Schwarze Meer für Angriffe gegen Russland. Kiew warf Moskau daraufhin eine neue Getreideblockade wie zu Beginn des russischen Angriffs gegen die Ukraine vor.

Fachleute inspizieren den Frachter «Razoni» bei Instanbul - TURKISH DEFENCE MINISTRY/AFP

Dank der Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen habe die Ukraine zugesichert, den Seekorridor und die Häfen nicht für Kampfhandlungen gegen Russland zu nutzen. Das sei für den Moment ausreichend, um das Abkommen zu erfüllen, hiess es in Moskau.

Der prominente russische Aussenpolitiker und Duma-Abgeordnete Leonid Sluzki begründete das Einlenken Moskaus damit, keine Lebensmittelkrise und Hunger in den Entwicklungsländern zuzulassen.

Erdogan: Transport werden am Mittwoch fortgesetzt

Die Transporte würden noch am Mittwoch fortgesetzt, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der am Vortag mit Kremlchef Wladimir Putin über das Abkommen gesprochen und ihn wohl von der Kehrtwende überzeugt hatte. Lieferungen sollten vornehmlich ärmere Länder zum Ziel haben.

Dagegen teilte eine UN-Sprecherin des Koordinierungszentrums in Istanbul der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage mit, dass am Mittwoch keine Schiffe in dem Korridor unterwegs sein würden.

Erdogan (l.) und Putin am 16. September - SPUTNIK/AFP

Russland hatte nach den Drohnenangriffen auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim das Abkommen am Samstag überraschend ausgesetzt. Grund waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die «Terroranschläge» auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol.

Das Ministerium warf der britischen Marine vor, die Anleitungen zum Beschuss der Halbinsel mit Drohnen gegeben zu haben. Dabei wurde nach russischen Angaben auch ein Minenräumschiff beschädigt. Grossbritannien wies die Vorwürfe zurück.

«Kreml geriet in die Falle»

Die Kehrtwende Moskaus zeige immerhin, dass Putin in gewissem Masse ein rationaler Politiker bleibe und auch nachgeben könne, meinte die russische Analystin Tatjana Stanowaja. «Der Kreml geriet selbst in die Falle und wusste nicht, wie er da wieder rauskommen soll. Den Deal haben sie zwar ausgesetzt, aber sie wussten am Ende nicht, wie sie die Getreideausfuhr stoppen können», so die Expertin. Russland habe die Getreideschiffe nicht beschiessen wollen.

Der UN-Koordinator für die Ausfuhr des ukrainischen Getreides, Amir Abdulla, begrüsste die Wiederaufnahme des Abkommens. «Ich freue mich darauf, wieder mit allen Parteien der Initiative zusammenzuarbeiten», teilte er via Twitter mit.