Kiew im Kirchenstreit mit Moskauer Patriarchat

Dem Moskauer Patriarchats wurde vom ukrainischen Justizministerium das Nutzungsrecht eines orthodoxen Kloster im Westen der Ukraine entzogen.

Russische Orthodoxe wollen im Kloster in der West-Ukraine bleiben (Symbolbild). - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Justizministerium hat dem Moskauer Patriarchat die Nutzung eines Kloster untersagt.
  • Der Sprecher des Patriarchat spricht von einer Verfolgung von orthodoxen Mönchen.

Das ukrainische Justizministerium hat dem Moskauer Patriarchat das Nutzungsrecht für das orthodoxe Kloster Potschajiw in der Westukraine entzogen und damit Kritik in Russland ausgelöst. Der Leiter des Aussenamts des Moskauer Patriarchats, Erzpriester Nikolai Balaschow, sagte heute Samstag der Nachrichtenagentur Tass: «Diese Entscheidung deutet auf den Beginn einer Verfolgung von orthodoxen Mönchen in der Ukraine hin.»

Die Regierung in Kiew will über eine Kirchenvereinigung eine von Moskau unabhängige orthodoxe Kirche schaffen. Die russisch-orthodoxe Kirche wehrt sich dagegen.

Gesetzeswidrige Übergabe

Skrupellose Politiker versuchten Gläubige, in eine glaubensferne Organisation zu drängen, sagte Balaschow. Trotz der Entscheidung des Justizministeriums bleibe die Nutzung des Klosters rechtmässig.

Das Kloster bestand auch zu Sowjetzeiten fort. 2003 hatte der damalige ukrainische Ministerpräsident Wiktor Janukowitsch das Gelände für 49 Jahre zur kostenlosen Nutzung dem Moskauer Patriarchat übergeben. Am Freitag hatten die ukrainischen Behörden diese Übergabe für «gesetzeswidrig» erklärt, ohne Details zu nennen.

Das unter Denkmalschutz stehende Kloster in Potschajiw etwa 100 Kilometer östlich von Lwiw (Lemberg) gehört zu den vier heiligsten Orten der Russischen Orthodoxen Kirche. Den Ehrentitel «Lawra» tragen sonst nur noch das Dreifaltigkeits-Kloster in Sagorsk bei Moskau, das Höhlenkloster in Kiew und das Alexander-Newski-Kloster in St. Petersburg. 2014 nach dem Sturz Janukowitschs hatten ukrainische Nationalisten vergeblich versucht, in das Kloster einzudringen. Nun wird ein neuer Versuch einer gewaltsamen Übernahme befürchtet.