Luft-Leck: Kosmonauten kämpfen mit Problemen auf der ISS
Die Pannenserie auf der mehr als 20 Jahre alten ISS reisst nicht ab. Schon seit August entweicht Luft aus dem Aussenposten der Menschheit. Russlands Raumfahrtbehörde sucht weiter nach den Ursachen - und hat einen Plan für eine Lösung des Problems.
Das Wichtigste in Kürze
- Kosmonauten kämpfen im russischen Teil der Internationalen Raumstation ISS wegen eines Lecks mit Problemen bei der Luftversorgung.
Die Raumfahrer müssten nun die undichte Stelle finden, weil die Sauerstoffreserven immer kleiner würden, meldete die Staatsagentur Tass nach einer Schalte zwischen der ISS und der Leitzentrale in Moskau. Es sei nicht klar, wo genau sich die undichte Stelle in einem Übergang zum Modul «Swesda» («Stern») befinde, sagte ein Experte auf der Erde. Das Problem mit Luftaustritt und Druckabfall in dem Modul gibt es seit August.
Die Zeit laufe ab, das Problem müsse gelöst werden, hiess es bei der Flugleitzentrale. Der Kosmonaut Sergej Ryschkow auf der ISS sagte, dass die Luft aus einem Übergang zum Modul «Swesda» ausweiche. Unklar sei, wo genau. Diskutiert werde demnach nun, den Teil hermetisch abzuriegeln, um die Luftversorgung nicht zu gefährden. Das werde die Arbeit auf der ISS beeinflussen, hiess es.
«Es ist alles unter Kontrolle», sagte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, am Samstag. «Es gibt noch Reserven», beschwichtigte er. Im Februar fliege zudem ein neuer «Progress»-Raumfrachter mit Sauerstoffvorräten ins All. Sollte es notwendig sein, darüber hinaus die ISS mit zusätzlichem Sauerstoff zu versorgen, dann könnten die US-Partner bei der Nasa Sauerstoff mit einem eigenen unbemannten Transporter liefern.
Bereits im Oktober glaubte die Besatzung, in einem Übergangsteil des «Swesda»-Moduls den Riss gefunden zu haben. Die Raumfahrer hatten damals einen Teebeutel eingesetzt, der sich in der Schwerelosigkeit auf die undichte Stelle zubewegte. Die etwa 4,5 Zentimeter lange Öffnung wurde gestopft. Die Ursache für das Leck war aber unklar. Später stellte sich heraus, dass weiter Luft austrat. Auch ein Ausseneinsatz im Weltall brachte im November nicht mehr Klarheit.
Roskosmos hatte stets betont, dass es keine unmittelbare Gefahr für die Besatzung der ISS gebe. Raumfahrtschef Rogosin sagte, es gebe ständigen Kontakt zur Crew. Nach seiner Darstellung könnten kleine Meteoriten auf den Korpus der Station einwirken und die «Ermüdungsprozesse» des Metalls beschleunigen. Einige der noch zu Sowjetzeiten - vor rund 30 Jahren - produzierten Module seien nur für einen Einsatz von 15 Jahren vorgesehen gewesen.
Die Station lasse nun wissen: «Es ist Zeit für mich, in Rente zu gehen», meinte Rogosin. Zwar würden die Wunden weiter «geheilt»; es gehe aber dem Ende entgegen. Deshalb werde jetzt über einen neuen Aussenposten der Menschheit nachgedacht. Rogosin meinte, dass die ISS noch bis 2024 sicher durchhalte, vielleicht auch bis 2028.
Auf der mehr als 20 Jahre alten Raumstation kommt es immer wieder zu Pannen. Zuletzt hatte es auch Probleme mit der Stromversorgung und der WC-Anlage gegeben. Auf der Station in rund 400 Kilometern über der Erde halten sich derzeit sieben Raumfahrer auf - zwei Russen, vier Amerikaner und ein Japaner.