Mercedes und der Pariser Chic – Autohersteller setzen auf Luxus
Autohersteller wie Mercedes wollen ihrer Kundschaft mehr Luxus anbieten. Doch was ist mit der sozialen Akzeptanz – gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs?
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Autohersteller profitieren von dem Luxus-Trend.
- Luxusautos lassen sich derzeit gut verkaufen, was den Unternehmen mehr Gewinn bringt.
- Ob Bilder von reichen Menschen mit Luxusautos nicht schwer zu vermitteln sind?
Luxusautos lassen sich gut verkaufen, deutsche Autobauer profitieren von dem Trend. Dafür gibt es Zuspruch, aber auch Kritik. Was passiert mit Autos wie der Mercedes-A-Klasse, die weniger Gewinn bringen als hochpreisige Modelle?
Wenn Mercedes-Chef Ola Källenius von Luxus spricht, nennt er gerne die «Birkin»-Handtasche des Pariser Lederwarenspezialisten Hermès als Beispiel.
Das Accessoire kann nur im Geschäft bestellt werden, das Angebot ist knapp. Kundinnen und Kunden müssen je nach Ausführung auf das begehrte Objekt lange warten. Ein Vorbild auch für Autobauer?
Källenius, ein kühler Rechner, trimmt seinen Konzern auf Gewinn und Rendite. Der Schwede hat inzwischen Luxus als Strategie für den Hersteller ausgerufen. Der Konzern mit dem Stern will vor allem mit teuren Luxusautos wachsen und das Angebot an kleineren Modellen deutlich einschränken.
Luxusautos sind im Trend
Mit dieser Strategie ist Mercedes-Benz nicht alleine in einer Branche. Sie steht wegen des teuren Übergangs auf klimafreundlichere E-Antriebe unter riesigem Druck. So will auch die VW-Tochter Audi künftig mit Luxusautos mehr Geld verdienen. Kleinere Modelle sollen nicht mehr gebaut werden, wie Vorstandschef Markus Duesmann angekündigt hatte.
BMW lässt das betagte Elektro-Kompaktmodell i3 auslaufen. Er bietet in diesem Teilbereich mit dem elektrischen Mini und dem 2023 startenden elektrischen BMW iX1 allerdings Alternativen an. Die Münchner sind auch schön länger in der Topliga unterwegs, mit der Tochtergesellschaft Rolls-Royce.
Die Idee hinter der Luxusstrategie: Die Gewinnspanne von grösseren SUVs und Limousinen sind höher als bei den Kompaktwagen. Das hatte auch schon in der Chip-Krise dazu geführt, dass die Hersteller die knappen Ressourcen eher in die Oberklasse steckten. Gebaut wurde vor allem, was viel Gewinn bringt. Auf dem Markt hat das gleichzeitig aber zu einer grossen Nachfrage nach bezahlbaren Kleinwagen geführt.
Informationen, wonach bei Mercedes das Einstiegsmodell A-Klasse Mitte des Jahrzehnts auslaufen soll, kommentiert das Unternehmen nicht im Detail. Am Montag berichtete das «Handelsblatt» darüber. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer ist überzeugt, dass die weniger profitablen A- und B-Klasse-Modelle auf Dauer aufgegeben werden. Damit könnten für den Hersteller über 400'000 Autoverkäufe im Jahr ausfallen, wie Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Menschen werden reicher
Die Zahl der reichen Menschen steige weltweit, lautet das Kalkül von Källenius. Der Russland-Ukraine-Krieg, Inflation, Konjunktursorgen? Das wird wahrgenommen, ändert den Kurs jedoch nicht, die Weichen sind gestellt. So sitzt inzwischen der Italiener Marco Gobbetti bei Mercedes im Aufsichtsrat – er ist Chef des Modehauses Salvatore Ferragamo.
Der Schwenk zu mehr Luxus sei ein Wagnis, sagte Experte Dudenhöffer. So seien angesichts des Ukraine-Kriegs und weltweiter Spannungen Bilder von Superreichen mit Yachten nur schwer vermittelbar. «Die Marke kann soziale Akzeptanz verlieren», warnte der Direktor des Duisburger Car-Centers Automotive Research mit Blick auf Mercedes-Benz.