Oktoberfest: So gefährlich ist die Wiesn für Frauen

Das Oktoberfest in München lädt zur Ekstase ein. Doch das Mega-Event hat auch seine Schattenseiten: Jährlich gibt es viele sexuelle Übergriffe gegenüber Frauen.

Auf der Wiesn wird reichlich getrunken. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Oktoberfest in München geschehen jedes Jahr sexuelle Übergriffe gegenüber Frauen.
  • Letztes Jahr erfuhr die Polizei von 73 Delikten – sechs davon waren Vergewaltigungen.
  • Drei von vier Wiesn-Kellnerinnen erlebten bereits sexuelle Belästigung.

Heute, Freitag, wurde der sechste Tag des grössten Volksfests der Welt eingeläutet. Das Oktoberfest in München findet jährlich seit über 200 Jahren statt und lockt Millionen Menschen an. Neben den zahlreichen Ständen und Attraktionen ist die Wiesn vor allem für eines bekannt: das Bier.

Eine Mass nach der anderen wird über die Tresen geschoben – die Stimmung ist ausgelassen. Doch nicht alle Besuchenden des Traditionsfestes können unbeschwert ihre Auszeit geniessen.

Sechs Vergewaltigungen auf dem letztjährigen Oktoberfest

Auf dem Münchner Oktoberfest kommt es jedes Jahr zu unzähligen sexuellen Belästigungen und Übergriffen.

Alleine während der diesjährigen Wiesn hat die Polizei bereits von der Vergewaltigung einer 22-jährigen Frau und einem Upskirting-Fall Kenntnis. Upskirting bedeutet: Einer Person – meistens einer Frau – wird ohne Erlaubnis unter den Rock fotografiert.

Die Dunkelziffer bei den sexuellen Übergriffen ist wohl noch um einiges höher. Laut «Focus» wurden der Polizei im Jahr 2023 73 Sexualdelikte am Oktoberfest gemeldet – darunter sechs Vergewaltigungen. 2022 belief sich die Zahl der Delikte auf 58.

Nicht nur die Besucherinnen, sondern auch die Oktoberfest-Kellnerinnen sind betroffen. Einer Studie zufolge erleben 76 Prozent aller Bedienungen auf der Wiesn sexuelle Belästigung. Das sind etwa drei von vier Frauen.

Frauen sind gezwungen, sich zu wappnen

Viele Frauen auf der Wiesn sehen sich deshalb gezwungen, sich gegen sexuelle Übergriffe zu wappnen. Gegenüber «Focus» erzählt die 20-jährige Vicky, dass sie und ihre Freundinnen Schutzmassnahmen vorbereitet haben: Alle sollen mit vollem Handy-Akku kommen, nie alleine aufs WC gehen und jemand hält immer ein Auge auf die Getränke.

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Auch gegen das Upskirting ist die Frauengruppe vorbereitet: Alle tragen unter ihrem Dirndl entweder Velo-Hosen oder Boxershorts.

«Schuld ist immer der Täter»

Das Oktoberfest in München ist sich der Problematik bewusst und hat bereits vor Jahren einen «Safe Space» eingerichtet. Also einen sicheren und betreuten Aufenthaltsort für Frauen und Mädchen.

Das Team des Safe Spaces macht klar, dass Frauen und Mädchen bei Übergriffen keine Mitverantwortung tragen. «Schuld ist immer der Täter», so Leiterin Lisa Löffler in einer Medienmitteilung.

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Brauchst du Hilfe?

Bist du Opfer von sexueller Gewalt geworden? Die Opferhilfe hilft dir dabei, die Erfahrung zu bewältigen, und informiert dich über deine Rechte und weitere Schritte: www.opferhilfe-schweiz.ch.