Papst: Kein Grund für Verfahren gegen Kardinal Ouellet
Eine Frau wirft dem ranghohen kanadischen Kardinal Marc Ouellet sexuelle Belästigung vor. Papst Franziskus meint, es gebe nicht genügend Anhaltspunkte, um eine Untersuchung zu eröffnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Vatikan sieht nach den bekannt gewordenen Vorwürfen sexueller Belästigung gegen den ranghohen Kardinal Marc Ouellet keinen Grund für ein Verfahren.
«Papst Franziskus erklärt, dass es nicht genügend Anhaltspunkte gibt, um eine kanonische Untersuchung wegen eines sexuellen Übergriffs durch Kardinal Ouellet an der Person F. zu eröffnen», teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit. Eine als «F.» bezeichnete Frau wirft dem 78 Jahre alten Kanadier laut kanadischen Medienberichten vor, sie zwischen 2008 und 2010 mehrmals berührt zu haben - etwa an Rücken und Gesäss. Die Frau war damals Praktikantin in der Diözese Québec, im französischsprachigen Teil Kanadas, in der Ouellet damals Erzbischof war.
Der Jesuit Jacques Servais schloss laut Vatikan-Mitteilung eine Untersuchung ab, die ihm Franziskus zuvor anvertraute. Darin sei er zu demselben Ergebnis gekommen, auch weil die Frau in einer Aussage via Zoom keine Anschuldigungen erhoben hätte, die Stoff für eine Untersuchung geliefert hätten.
Ouellet wird den Berichten zufolge zusammen mit Dutzenden weiteren Personen sexueller Übergriffe beschuldigt. 2010 ernannte ihn der heute emeritierte Papst Benedikt XVI. zum Leiter des Dikasterium für die Bischöfe - eine zentrale und mächtige Behörde im Vatikan, die sich etwa um die Ernennung der Kirchenmänner kümmert. Diese Position hat er bis heute. Bereits seit 2013 rangiert er unter den Kandidaten für die Papst-Nachfolge. Ende Juli begleitete Ouellet Franziskus auf dessen Reise nach Kanada, während der das Oberhaupt der katholischen Kirche mehrfach bei den Ureinwohnern des Landes für jahrzehntelangen Missbrauch in von der Kirche geführten Internaten um Vergebung bat.