Pariser Präfekt bezeichnet Chaos rund um Champions-League-Finale als «Fehlschlag»

Knapp zwei Wochen nach dem Chaos rund um das Champions-League-Finale in Paris hat der Pariser Polizeipräfekt die Verbreitung ungenauer Zahlen zu Fans mit gefälschten Eintrittskarten eingeräumt.

Didier Lallement - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor Senatsausschuss ungenaue Zahlen zu gefälschten Eintrittskarten eingeräumt.

«Es war offensichtlich ein Fehlschlag», bilanzierte Didier Lallement am Donnerstag bei einer Anhörung im Pariser Senat den Polizeieinsatz am Stadion.

Der Präfekt bestätigte, dass er dem Innenminister die Zahl von 35.000 Fans ohne oder mit gefälschten Tickets genannt habe. «Aber ich habe nie behauptet, dass sie exakt sei», fügte er hinzu. Lallement verteidigte auch den Einsatz von Tränengas. «Es war das einzige polizeiliche Mittel, um die Menschenmenge zurückzudrängen», erklärte er. Er bat diejenigen um Entschuldigung, die grundlos davon betroffen waren.

Am Stade de France war vor Beginn des Spiels zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool am 28. Mai zahlreichen Liverpool-Fans der Einlass verwehrt worden. Sie mussten stundenlang warten, viele kamen trotz regulärer Tickets nicht ins Stadion. Die Polizei setzte Tränengas und Pfefferspray ein. Der Spielbeginn verzögerte sich um 36 Minuten. Viele Fans berichteten ausserdem, nach dem Spiel ausserhalb des Stadions angegriffen und ausgeraubt worden zu sein.

Innenminister Gérald Darmanin beharrte darauf, dass es «massiven, gross angelegten und organisierten Betrug mit gefälschten Eintrittskarten» gegeben habe. Den Polizeieinsatz verteidigte er. Bei seiner Anhörung vor dem Senat räumte er lediglich ein, «dass es hätte besser organisiert werden können».

An den von Darmanin genannten Zahlen der mutmasslich gefälschten Eintrittskarten war schnell Zweifel aufgekommen. Der europäische und der französische Fussballverband schätzen die Zahl der gescannten falschen Tickets auf etwa 2.800.

Auf dem Programm des Senatsausschusses standen auch noch Anhörungen von Vertretern des französischen Fussballverbands FFF. Per Video sollte der Bürgermeister von Liverpool, Steve Rotheram, zugeschaltet werden. Der Bürgermeister war ebenfalls bestohlen worden, wie er auf Twitter mitteilte.

Seit Montag können britische Fans, die sich in Paris schlecht behandelt fühlen, ein Online-Formular auf der Website der französischen Botschaft in London ausfüllen. Dies müssen sie dann allerdings auf dem Postweg nach Paris schicken. Die französischen Behörden haben bislang keine Zahl der eingegangenen Beschwerden genannt.

Der FC Liverpool hat auf seiner Website inzwischen mehrere tausend Beschwerden gesammelt. Real Madrid hat seinerseits eine Aufklärung der Geschehnisse gefordert.

Die Szenen vor dem Stadion waren für die französische Regierung eine Blamage, sowohl mitten im Wahlkampf vor den Parlamentswahlen als auch mit Blick auf die Rugby-Weltmeisterschaft 2023 und die Olympischen Spiele 2024 in Paris.