Russen-Spione dank Lieferdienst-Daten enttarnt

Anfang März wurde ein russischer Essenslieferdienst gehackt. Die geleakten Daten verraten die Aufenthaltsorte von russischen Militäreinheiten und Spionen.

Durch ihre Essensbestellungen konnten russische Geheimdienstler gefunden werden. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang März wurden die Nutzerdaten einer beliebten russischen Liefer-App geleakt.
  • So haben sich Putins Spione durch ihre Essensbestellungen entlarven lassen.
  • Journalisten konnten gar einen Mann finden, der an Nawalnys Vergiftung beteiligt war.

In unserem digitalen Zeitalter sind Daten wohl eine der wichtigsten Ressourcen. Schon nur, wenn man sich über eine App Essen bestellt, hinterlässt man eine leicht verfolgbare Spur.

Das muss auch Putins Geheimdienst inzwischen schmerzhaft bewusst geworden sein. Mit geleakten Informationen des russischen Lieferdiensts Yandex Food konnten Journalisten nämlich die Aufenthaltsorte von Spionen und Militäreinheiten aufdecken.

So beinhaltet die Anfang März von einem Hacker veröffentliche Liste nämlich E-Mail-Adressen, Lieferadressen sowie Telefonnummern von tausenden App-Nutzern. Open-Source-Journalisten von «Bellingcat» haben diese nun nach interessanten Personendurchforscht.

Russen-Soldaten verraten ihren Standort mit Bestellungen

Die Journalisten suchten etwa nach der Telefonnummer von Andrei Ilchenko, einem hochrangigen russischen Geheimdienstler. Dabei entdeckten sie, dass seine letzte Bestellung an die Adresse des Aussenministeriums ging – möglicherweise ein Beweis für einen Positionswechsel.

Ihre Liebe zu Fast Food hat auch die Aufenthaltsorte russischer Soldaten verraten. Mit einer einfachen Suche nach dem Begriff «Militärbasis» in den Bestellvermerken fanden die Journalisten die relevanten Daten.

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Dort fanden sich nämlich oft Anweisungen an die Food-Kuriere, wie etwa: «Sperrgebiet. Geh bis zum Checkpoint und ruf im Voraus folgende Nummer an.» Zudem nannten die Militärangehörigen oft die Nummer ihrer Einheit und verrieten so ihre Stationierung.

Daten enthüllen Beteiligten an Nawalny-Vergiftung

Den «Bellingcat»-Journalisten gelang es zudem, durch die Lieferservice-Daten einen Beteiligten an der Vergiftung von Kreml-Gegner Alexej Nawalny aufzuspüren. Unter den Daten war nämlich auch eine Telefonnummer, die während der Mordplanung immer wieder mit dem Geheimdienst in Kontakt stand.

Alexej Nawalny in einem Straflager etwa 100 Kilometer östlich von Moskau. - dpa

Der Besitzer dieser Nummer war bislang unbekannt. Über sein Kundenkonto bei dem Lieferdienst konnte er aber nun enttarnt werden, so «Bellingcat».