Tausende Personen werden aus Weltkriegszeiten vermisst
Neue Zahlen zeigen, wie viele Familien in Deutschland mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch mit ungeklärten Schicksalen von Verwandten leben.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Rote Kreuz erreicht tausende Anfragen zu Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg.
- Der Suchdienst kann insgesamt ein Viertel aller Fälle aufklären.
Beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) reissen die Anfragen zu Vermissten aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs nicht ab. Im ersten Halbjahr 2018 seien dazu 4747 Anfragen eingegangen, teilte das DRK am Dienstag in Berlin zum Internationalen Tag der Vermissten am 30. August mit. Im gesamten Vorjahr seien es mehr als 8800 Anfragen gewesen. Damit blieben die Zahlen auf einem hohen Niveau.
Aufklären konnte der Suchdienst den Angaben zufolge knapp ein Viertel dieser Fälle. «Das Interesse am Schicksal von Millionen Menschen, die durch Zweiten Weltkrieg und Vertreibungen ihre Angehörigen verloren haben, ist ungebrochen hoch», erklärte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Viele Familien in Deutschland beschäftige dieses Thema immer noch intensiv.
Dunkelziffer liege höher
Weltweit sucht das Rote Kreuz derzeit nach fast 100'000 Menschen, die infolge von Krieg, Flucht oder Vertreibung vermisst werden. Das berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) unter Berufung auf das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Demnach sei dies die höchste Zahl an Fällen seit mehr als zehn Jahren. Die Dunkelziffer liege weitaus höher.
Auch beim DRK gehen trotz sinkender Flüchtlingszahlen eigenen Angaben zufolge weiter viele Suchanfragen von Menschen ein, die ihre Angehörigen auf der Flucht verloren haben. Hasselfeldt sagte den Funke-Zeitungen: «2744 neue Anfragen der internationalen Suche erreichten uns im Jahr 2017. In den ersten sechs Monaten 2018 gingen fast 1200 Anfragen ein – fast so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.»
Laut der DRK-Präsidentin waren die Hauptherkunftsländer der Suchenden und Gesuchten im vergangenen Jahr Afghanistan, Syrien, Somalia und Eritrea. «In fast 50 Prozent der Fälle konnte der DRK-Suchdienst Hilfe leisten», sagte die DRK-Präsidentin.