Wer ist der neue «Mr. Speaker» Lindsay Hoyle?
Lindsay Hoyle ist der neue Schiedsrichter im britischen Unterhaus. Ob er so polarisiert wie Vorgänger Bercow, bleibt abzuwarten. Doch Material liefert er genug.
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YouTube/@Bloomberg TicToc - Lindsay Hoyle wird zum Speaker-Stuhl gezerrt.
Das Wichtigste in Kürze
- Lindsay Hoyle wurde am Montagabend zum neuen britischen Parlamentssprecher gewählt.
- Er tritt damit die Nachfolge des polarisierenden John Bercow an.
- Die Recherche zeigt: Hoyle hat ein grosses Herz für Tiere.
Das britische Unterhaus hat einen neuen «Mr. Speaker»: Lindsay Hoyle wurde am Montag zum neuen Präsidenten gewählt. Oder bessergesagt: Zum neuen Schiedsrichter.
Er erteilt und entzieht Abgeordneten das Wort, entscheidet über die Zulässigkeit von Anträgen und vertritt die Kammer unter anderem gegenüber der Königin. Und: Er ist einer der wenigen, welcher Premier Boris Johnson noch in die Quere kommen könnte.
Ein kurzes Portrait.
«Ordeeeer!» ruft zukünftig der Papagei
Hoyles Vorgänger Bercow war besonders bekannt durch seine «Ordeeeer»-Rufe und sein ruppiges Auftreten. Daher versprach Hoyle, dass Respekt und Toleranz gegenüber jedem gezeigt werde, der im Parlament arbeite.
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YouTube/ODN - «Ordeeeer», «Ordeeeer!»: John Bercow wurde mit seinen markanten Ordnungsrufe weltberühmt.
Doch ganz unschuldig ist der neue «Mr. Speaker» nicht. So hat er seinen Papagei tatsächlich «Boris» genannt und ihm den berühmten «Order»-Ruf beigebracht. Dieser ist Teil seines eigenen kleinen Privatzoos. So hat Hoyle in seinem Zuhause auch eine Schildkröte, einen Terrier, Rottweiler und eine Katze, welche er auf den sozialen Medien immer wieder zur Schau stellt.
Auch diese tragen Namen, wie mehrere britische Medien zu wissen glauben. So nennt der neue Parlamentspräsident seine Hunde Betty und Gordon, die Katzen Patrick und Dennis und die Schildkröte Maggie.
Auch teilt Hoyle offenbar Bercows Vorliebe für schrille Muster. Am Wochenende twitterte Hoyle ein Foto von sich in einem Wohnzimmer, mit pink-blau-gestreiften Socken, den Finale der Rugby-WM verfolgend. Wenn auch aus einem komischen Winkel.
Ob er ebenso berühmt wird wie sein Vorgänger wird, bleibt abzuwarten.
Hoyle holte sich nach Dianas Tod Sympathie-Punkte
Besondere Bekanntkeit erlangte Lindsay Hoyle 1997, in seinem ersten Jahr als Abgeordneter. Damals setzte er sich nach dem Tod von Prinzessin Diana für die Gründung eines Kinderkrankenhauses mit ihrem Namen ein.
Dies als Andenken an sie und ihr wohltätiges Engagement. Zudem forderte er die Umbenennung des Londoner Flughafens Heathrow in «Diana Princess of Wales Airport».
Beide Gesuche wurden abgelehnt, Hoyle erarbeitete sich dafür einen Namen bei den trauernden Briten.
Der 62-Jährige ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Töchter, wovon eine Tochter jedoch vor zwei Jahren verstarb.
Unentschlossenheit zum Brexit
Was das ganze Brexit-Chaos angeht, hat Lindsay Hoyle seine Position bisher nie offengelegt. Nicht zuletzt aus taktischen Gründen, rätseln britische Medien. Denn sein Wahlkreis habe im Brexit-Referendum 2016 nur knapp für den Austritt aus der EU gestimmt.
So hätte er bei einem klaren Statement die Gefahr gelaufen, zu viele Wähler gegen sich aufzubringen. Auch fährt er mit dem Stillschweigen die offizielle Parteilinie. Labour-Chef Jeremy Corbyn will mit einer Unentschlossenheit zum Brexit möglichst viele Wähler behalten.
Sowieso sollte Hoyle als «Mr. Speaker» als Unparteiischer für die gesittete Kommunikation unter den Abgeordneten sorgen. Somit könnte diese Neutralität von Vorteil sein.