Atomarer Wasserstoff erlaubt Blick in «Archäologie» der Galaxie

Einer internationalen Gruppe von Astronomen ist ein Blick in die Geschichte der Milchstrasse gelungen. Die Wissenschaftler fanden ein komplexes Filamenten-Netzwerk aus atomarem Wasserstoffgas, das unsere Galaxie durchdringt.

Atomare Wasserstoffemission eines Ausschnitts aus der THOR-Durchmusterung (oben) und zugehörige fadenförmige Strukturen um das Magdalena-Filament (unten). Die Farben stellen die Emission bei drei Radialgeschwindigkeiten dar. (Juan Diego Soler - sda - Pressebild

Das Wichtigste in Kürze

  • Das nunmehr sichtbar gemachte Gas bietet demnach den bisher detailliertesten Blick auf die Verteilung von atomarem Wasserstoff in der inneren Milchstrasse.

Durch statistische Methoden und Simulationen zeigten die Forscher, dass die Struktur einen Abdruck historischer Prozesse bewahrt hat - Vorgänge, die durch die Rotation der galaktischen Scheibe und durch Einflüsse von alten Supernova-Explosionen hervorgerufen wurden.

Wasserstoff ist der wichtigste Rohstoff zur Bildung neuer Sterne. Allerdings ist die Frage noch offen, wie sich dieses Gas zu Wolken zusammensetzt, aus denen schliesslich Sterne entstehen. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Juan Diego Soler vom MPIA machten nun einen wichtigen Schritt zur Beantwortung dieser Frage.

«Galaxien sind komplexe dynamische Systeme, und man findet nur schwer neue Anhaltspunkte», erkläuterte Soler. «Archäologen restaurieren Zivilisationen aus den Ruinen von Städten. Paläontologen setzen alte Ökosysteme aus Dinosaurierknochen zusammen. Wir rekonstruieren die Geschichte der Milchstrasse anhand der Wolken aus atomarem Wasserstoffgas.»