Darum versenken Orcas Yachten

Über 600 Angriffe durch Orcas soll es seit 2020 bereits gegeben haben. Nun wollen Forschende entschlüsselt haben, warum die Tiere es auf Boote abgesehen haben.

Ein Orca inspiziert ein Boot. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer wieder hört man von Orcas, die Yachten attackieren.
  • Lange rätselte man, warum die Meeressäuger die Boote angreifen.
  • Zwei Regierungen haben eine Forschergruppe beauftragt, um eine Antwort zu finden.

Für Bootsfahrende ist es ein Schreckensszenario: Eine Gruppe von Orcas kommt, rammt und versenkt das eigene Gefährt. Tatsächlich passiert genau das recht häufig. Laut «Bild»-Angaben wurden seit 2020 ganze 600 Orca-Angriffe gezählt.

Lange rätselte man, warum die Meeressäuger es auf Yachten abgesehen haben. Dazu gab es mehrere Theorien: Die Tiere könnten sich gestört fühlen oder ein negatives Erlebnis mit einem Boot als Schlüsselreiz verinnerlicht haben.

Doch eine Forschungsgruppe liefert nun eine viel simplere mutmassliche Antwort: Die Orcas wollen offenbar einfach nur spielen!

Boote als Spielzeug

Zur Lösung der Angriffs-Frage beauftragte die spanische sowie portugiesische Regierung Experten auf verschiedenen Gebieten: Biologen, Fischerei-Angehörige und Regierungsbeamte setzten sich mit dem Problem auseinander. Wie die «Berliner Morgenpost» aus dem Forschungsbericht zusammenfasst, sind sich alle einig: Für die Orcas sind die Boote ein ganz ausgezeichnetes Spielzeug.

Orcas springen aus dem Wasser. (Symbolbild) - Pexels

So sind es meist aufmüpfige – oder schlichtweg gelangweilte – Junge, die sich den Booten zuerst nähern. Ein Orca aus einer Gruppe von bis zu 15 Jungtieren schubst infolge vorsichtig das Ruder an. Für ihn ist es ein erster Test, was man damit anstellen kann; Für die Besatzung ist es bereits ein Schubs, der das Boot stark beschädigen kann.

Orcas: Meerestiere mit menschenähnlicher Komplexität

Alex Zerbini leitet den wissenschaftlichen Ausschuss der internationalen Walfangkommission und beschreibt: Die Tiere zeigen bei ihrem «Spiel» keinerlei aggressive Absichten. Stattdessen könne ein Junges schlichtweg von den am Ruder aufsteigenden Luftblasen fasziniert gewesen sein.

Gegenüber der «Washington Post» erklärt Zerbini: «Nachdem es damit gespielt hatte, begann es, dieses Verhalten in der Gruppe zu verbreiten. Bis es so weit verbreitet war, wie es das jetzt ist.» Die an der Arbeitsgruppe beteiligte Wissenschaftlerin Naomi Rose betont die tiefe soziale Bindung der Tiere. Sie verweist auf die eigene Sprache, komplexe Kommunikation und sogar «Bildungsprogramme» der Orcas, ähnlich den Systemen der Menschen.

Eigene Mode: Tote Lachse als Hüte

Demnach verhalte es sich auch bei den «Ruderspielen» wie bei menschlicher Teenie-Ausgelassenheit: Zwar haben sich auch erwachsene Wale in der Nähe befunden, schienen jedoch nur zur «Aufsicht» anwesend zu sein.

Rose beschreibt weitere kuriose Trends, die bei Jungtieren in der Vergangenheit entwickelt wurden: Die «Teenies» erfanden Mutproben und sogar Modetrends. Bei letzterem trugen manche Populationen eine Zeit lang tote Lachse als Hüte – mehrere Medien berichteten darüber. Entsprechend könnte auch das «Boot-Schubsen» einem längerfristigen Trend entspringen.