Oropouche-Virus weiter verbreitet als gedacht
Oropouche-Virus ist weit verbreiteter als bisher angenommen, zeigt eine Studie aus fünf lateinamerikanischen Ländern.

Das Oropouche-Virus ist in Lateinamerika deutlich verbreiteter als bisher angenommen. In einer Studie aus Bolivien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador und Peru fand ein internationales Forscherteam in 6,3 Prozent von mehr als 9400 Blutproben Antikörper gegen den Erreger.
Somit hatte dort mindestens jeder 16. Mensch schon einmal im Leben diese Infektion, erläuterte Ko-Autor Jan Felix Drexler. Der Leiter der Arbeitsgruppe Virusepidemiologie an der Berliner Charité geht davon aus, dass vermutlich mehr als 6,3 Prozent der Bevölkerung bereits Kontakt zu dem Virus hatten. «Wir wissen nicht, wie lange die Antikörper anhalten.»
Zudem gab es starke regionale Unterschiede, wie das Team im Fachjournal «The Lancet Infectious Diseases» schreibt: Während in Costa Rica im Schnitt etwa 2 Prozent der Proben Antikörper gegen den Erreger aufwiesen, waren es in Ecuador 5 Prozent und in den Amazonasgebieten mehr als 10 Prozent.
Symptome des Oropouche-Virus
Die Symptome des Oropouche-Virus (OROV) ähneln denen von Dengue- oder Chikungunya-Fieber: Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall, mitunter auch Hautausschläge. In seltenen Fällen kommt es zu schweren Verläufen. Zudem gibt es Hinweise auf eine mögliche Schädigung ungeborener Kinder. Eine spezifische Behandlung oder Impfung gibt es bisher nicht.
Das seit den 1950er Jahren bekannte Virus wird in Lateinamerika von verschiedenen Mückenarten übertragen. Lange Zeit wurden nur wenige Fälle pro Jahr gemeldet, weil wenig getestet wurde. Seit Ende 2023 ist die Zahl der Infektionen auf mehr als 20'000 Fälle pro Jahr gestiegen. Die Gründe dafür sind unklar.
Forscher: Klimafaktoren wie Regen und Temperatur haben grossen Einfluss
Die Forscher um Drexler glauben, dass Klimafaktoren wie Regen und Temperatur grossen Einfluss haben. Die starken Niederschläge im vergangenen Jahr in Teilen Südamerikas könnten zu grösseren Mückenpopulationen und damit zur Ausbreitung des Virus beigetragen haben.
Reisende in die Region sollten sich dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge konsequent vor Stichen schützen – etwa durch lange Kleidung, Insektenabwehrmittel und ein besonders feinmaschiges Moskitonetz.
Unter Umständen sollten Schwangere laut RKI auf Reisen in Ausbruchsgebiete verzichten. Auch das Auswärtige Amt empfiehlt Schwangeren, die Notwendigkeit einer Reise kritisch abzuwägen.