Ur-Panda in Tongrube im Allgäu entdeckt

Forschende haben im süddeutschen Allgäu einen Vorfahren des heutigen Pandas entdeckt.

Forscher finden in Deutschland den ältesten Verwandten des modernen Pandas. (Symbolbild) - dpa

Forschende haben einen Ur-Verwandten des heutigen Pandas im süddeutschen Allgäu gefunden. Am Fundort, der Tongrube «Hammerschmiede», entdeckten Forschende vor gut fünf Jahren bereits Skelettteile des Menschenaffen «Udo».

Die Tongrube «Hammerschmiede» ist für Forschende eine Fundgrube. Die einzige bislang dort gefundene Bärenart mit dem Namen Kretzoiarctos beatrix wird als ältester Verwandter des modernen Grossen Pandas (Ailuropoda melanoleuca) angesehen. Denn Form und Gestalt seiner Zähne weisen Ähnlichkeiten mit denen des chinesischen Bären auf.

Dieser ernährt sich bekanntermassen ausschliesslich von Bambus. Die Ernährung des Ur-Pandas glich dagegen eher der pflanzlich-tierischen Mischkost heutiger Braunbären.

Einblick in die Evolution der Panda-Ernährung

Das berichtet ein internationales Forschungsteam aus Hamburg, Frankfurt, Madrid und Valencia unter der Leitung von Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen im Fachblatt «Papers in Paleontology». Der Ur-Panda war kleiner als moderne Braunbären, wog aber mehr als 100 Kilogramm.

«Die heutigen Grossen Pandas gehören in der zoologischen Systematik zu den Fleischfressern. Tatsächlich ernähren sie sich aber ausschliesslich von Pflanzen. Sie haben sich auf harte pflanzliche Nahrung, insbesondere Bambus spezialisiert», berichtet Erstautor Nikolaos Kargopoulos.

Die Ernährung des Bären aus der Grube in Pforzen im Landkreis Ostallgäu enthielt sowohl pflanzliche als auch tierische Bestandteile.

Vielfalt an Raubtierarten

«Diese Ergebnisse sind wichtig für unser Verständnis der Evolution von Bären und der Entwicklung des Veganismus bei den Grossen Pandas», sagt Böhme. «Kretzoiarctos beatrix, die ältesten Grossen Pandas, waren demnach Generalisten. Eine Spezialisierung in der Ernährung der Pandas erfolgte erst spät in ihrer Evolution». Neben dem Panda wurden in der Grube weitere 27 Raubtierarten gefunden, berichten die Forschenden im Fachblatt «Geobios».

«Es gibt wohl auch kaum einen modernen Lebensraum mit ähnlich vielen Arten», sagt Böhme. Diese Vielfalt zeige, dass das Ökosystem sehr gut funktioniert haben müsse. Es gebe sogar Arten, die nebeneinander her bestanden, obwohl sie sehr ähnliche Nischen besetzt hätten, so die Forscherin.

Ur-Panda-Überreste wurden zuvor schon unter anderem in Spanien entdeckt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen in dem schwäbischen Ort bereits seit 2011.

Fundgrube für Fossilien und Pflanzenarten

Dabei wurden Tausende Überreste von Fossilien und Dutzende Pflanzenarten gefunden. Herausragend war der Fund von fossilen Resten des Menschenaffen «Udo» (Danuvius guggenmosi), der Annahmen zur Entwicklung des aufrechten Gangs infrage gestellt hatte.