Aargauer Schule kürzt autistischem Meitli Unterricht

Mit ihrer Autismus-Diagnose braucht die siebenjährige Lisa spezielle Betreuung. Doch die Sonderschule ist voll und der Regelschule fehlen die Ressourcen.

Die siebenjährige Lisa wurde in der ersten Klasse mit Autismus diagnostiziert. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die siebenjährige Lisa ist autistisch und braucht spezielle Betreuung in der Schule.
  • Der Schule fehlen die Ressourcen, die nahe Sonderschule ist voll.
  • Wie es für das Mädchen weitergeht, ist unklar. Ein grosser Stress für alle Beteiligten.

In der ersten Klasse wurde die siebenjährige Lisa* mit Autismus diagnostiziert. In ihrer Schule im Aargau braucht sie deshalb spezielle Betreuung – sie ist schnell überreizt.

Die Situation ist belastend: Keine Schule scheint Kapazität für das Kind zu haben – obwohl ihr Bildung rechtlich zusteht. Lisas Tante spricht mit der «Aargauer Zeitung» über den Fall der Familie. Die Mutter fühlt sich dazu nicht in der Lage.

Wie die spezielle Betreuung eines Kindes mit Behinderung aussehen sollte, wird vom schulpsychologischen Dienst abgeklärt. Im Kindergarten hiess es, Lisa könne mit heilpädagogischer Förderung, Assistenz und enger Begleitung durch die Lehrperson am Unterricht teilnehmen.

In der ersten Klasse hatte die Schule allerdings zu wenig Ressourcen, um Lisa die Betreuung zu ermöglichen, die sie brauchte. Die Schulleitung drängte die Familie zu einer weiteren Abklärung. Die neue Empfehlung: Lisa sollte eine Sonderschule mit Autismus-Erfahrung besuchen.

«Widerspricht klar dem gesetzlichen Auftrag»

So meldeten die Eltern ihre Tochter dort an – doch die Sonderschule ist voll. Wie es für die Siebenjährige nun weitergeht, ist unklar. Bereits jetzt besucht sie jeweils nur die ersten zwei Unterrichtsstunden am Tag. Zum Wohl von Lisa, meint die Schule – sie zeige laut Protokoll schon nach zwei Stunden ein sehr hohes Stresslevel.

Laut der Tante beschäftige es Lisa allerdings auch, nicht mehr mitzubekommen, was in der Schule passiert. Beim Werken, Zeichnen und bei Ausflügen sei sie nicht dabei.

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Das sei die schwierigste Situation: Wenn es mit dem Sonderschulplatz nicht klappt und die Regelschule das Kind wider Willen weiter unterrichten muss. Dieser Meinung ist John Steggerda, der bei der «Aargauer Zeitung» Stellung nimmt. Er ist Geschäftsführer von der regionalen Stelle der Behindertenorganisation Pro Infirmis.

Lisa sei nicht der einzige solche Fall: Die Kinder werden dann in minimalen Pensen unterrichtet – oder gar nicht mehr. Steggerda: «Das widerspricht klar dem gesetzlichen Auftrag und ist für die Familien eine wahnsinnige Belastung

*Name geändert