Absurder Fussgängerstreifen in Adliswil ZH endet in Glaswand
Ein Fussgängerstreifen sorgt in Adliswil ZH für Stirnrunzeln. Bürger und Politiker ärgern sich über die «Fehlplanung».
Das Wichtigste in Kürze
- In Adliswil ZH führt ein neuer Fussgängerstreifen praktisch direkt in eine Glaswand.
- Das dazugehörige Lichtsignal sorgt in der Zürcher Gemeinde zusätzlich für Rückstau.
- Bürger sind mit der Platzwahl nicht einverstanden, Gemeinderat Huber hofft auf Änderungen.
Ein neu angelegter Fussgängerstreifen mit Lichtsignal sorgt an der Zürcher Pfnüselküste für Unverständnis. Seit kurzem muss die viel befahrene Albisstrasse im Ortszentrum von Adliswil ZH an einem neuen Ort überquert werden. Doch die Platzwahl für den Fussgängerstreifen scheint komplett misslungen zu sein.
Denn: Fussgänger landen auf der einen Strassenseite quasi in einer Glaswand.
Diese gehört zur Aussenverkaufsfläche der Migros und bietet bis zur Strasse kaum Platz (siehe Foto oben). Auf dem Trottoir wird es also schon so genügend eng. Jetzt stehen neuerdings aber auch noch Fussgänger im Weg.
«Kriege fast Platzangst»
Kein Wunder, sorgt das Verkehrsexperiment bei den Bewohnern für Unmut. «Mit Kinderwagen kommt man sehr schlecht durch», nervt sich Irma gegenüber Nau.ch. Auch Eduard ist mit der Platzierung nicht einverstanden: «Es gäbe bessere Orte.»
Noch schlimmer scheint es für Gertrud. «Ich kriege fast Platzangst, wenn ich dort diese Scheibe sehe», sagt sie.
Zentrum von Adliswil «verkehrstechnisch lahmgelegt»
Dabei war eigentlich alles gut gemeint. Weil der Verkehrsfluss für Velofahrende verbessert werden sollte, reduzierte man von zwei auf einen Fussgängerstreifen. Der neue wurde so platziert, dass er «von den beiden Kreiseln möglichst gleich weit entfernt ist».
Das erklärt Mediensprecher Markus Pfanner von der Baudirektion des Kantons Zürich der «Zürichsee-Zeitung».
Das hat aber ungeahnte Folgen: Der Verkehr stockt. «Es ist unverständlich, wie man ein Zentrum in so kurzer Zeit verkehrstechnisch lahmlegen kann», kritisiert etwa der Adliswiler SVP-Präsident Sebastian Huber zuletzt.
Das zum Fussgängerstreifen dazugehörige Lichtsignal lasse den Verkehr bis in die Kreisel zurückstauen. «Das Hauptproblem ist eigentlich das Lichtsignal», sagt Huber im Interview mit Nau.ch.
Zweijährige Versuchsphase
Zudem habe der alte Fussgängerstreifen immer gut funktioniert. «Darum ist es wirklich unverständlich, wieso er aufgehoben worden ist.» Er könne nachvollziehen, wenn Leute noch immer an der alten Stelle die Albisstrasse überqueren.
Der Verkehr fliesst also nicht besser. Stattdessen gibt es unter den Bewohnern von Adliswil viel Ärger.
Die scharf kritisierte Lösung an der Albisstrasse soll nun einer zweijährigen Versuchsphase unterzogen werden. In dieser Woche war zur Beobachtung ein Monitoring geplant. «Aktuell hat der Kanton das Monitoring jedoch sistiert», sagt Pfanner von der Baudirektion. Die Stadt habe mehrere Anpassungen gefordert, die nun geprüft würden.
«Eine ziemliche Fehlplanung»
Der Stadtrat steht gemäss Gemeinderat Huber als Exekutive in der Verantwortung und könnte eingreifen. «Das hat er ja bereits gemacht», weist Huber auf zwei ebenfalls ungünstige platzierte und dann wieder aufgehobene Parkplätze vor einem Café hin.
«Es ist eine ziemliche Fehlplanung», urteilt der SVP-Politiker. Der Gemeinderat könne durch politische Vorstösse an den Sitzungen «kontrollieren, ob es da vorwärtsgeht».
Insgesamt geht Huber aber nicht davon aus, dass der Kanton seinen Versuch an der Albisstrasse einfach so abbricht. «Ich hoffe es zwar.» Denn schliesslich gehe es um die Bürger von Adliswil. «Und wenn sich die Leute daran stören, wäre es schön, wenn man auch auf sie hören würde.»