Auto-Schweiz-Präsident sieht Handlungsbedarf bei E-Mobilität

Der Schweizer Automarkt ist 2020 wegen der Coronapandemie um knapp ein Viertel geschrumpft. Der Verband der Auto-Importeure erwartet 2021 eine Erholung.

Ein Mercedes EQC 400 an einer Ladestation. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Automarkt ist 2020 wegen der Corona-Krise um knapp ein Viertel geschrumpft.
  • Im laufenden Jahr wird eine Erholung erwartet.

Der Schweizer Automarkt ist 2020 wegen der Coronapandemie um knapp ein Viertel geschrumpft. Der Verband der Auto-Importeure erwartet nun für das laufende Jahr eine Erholung.

Die erwartete Normalisierung und Nachholeffekte dürften nun 2021 zu einer höheren Nachfrage führen, sagt Auto-Schweiz Präsident François Launaz im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. Das Niveau von 2019 werde aber wohl nicht erreicht.

Die Zahl der Neuimmatrikulationen brach 2020 auf rund 237'000 von 311'000 im Vorjahr ein. Als Gründe für den Einbruch nannte er die Werksschliessungen der Autohersteller und der Schliessung der Show-Räume in der Schweiz.

Politik für steigende E-Mobilität gefragt

«Die neue Krankheit hat die Konsumenten zudem stark verunsichert», so Launaz weiter. Auch die Firmenkunden hätten Vorsicht bei den Ausgaben walten lassen. «Jetzt können Konsumenten und Unternehmen die Lage klarer einschätzen und besser planen. Je nach dem weiteren Verlauf der Pandemie rechnen wir mit Neuzulassungen im laufenden Jahr von rund 270'000 Fahrzeugen.»

Ein Lichtblick waren die steigenden Zahlen bei den neu immatrikulierten E-Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden. Damit der Anteil der elektrischen Mobilität weiter steigen kann, sieht er die Politik gefragt. Bei den Rahmenbedingungen sieht der Präsident der Importeurs-Vereinigung Handlungsbedarf. «Mit Blick auf die Elektromobilität gibt es verschiedene Aspekte, bei denen es noch harzt. Man kann keine Elektrofahrzeuge verkaufen, ohne eine entsprechende Lade-Infrastruktur.»

Der Bestand an Elektrofahrzeugen könne in der Schweiz relativ schnell auf eine halbe Million steigen. «Dafür muss aber die Politik ihre Aufgabe erledigen und die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Das bedeute mehr öffentliche Ladestationen und entsprechende Erleichterungen und Förderung bei privaten Ladestationen.»

Sanktionen für Verfehlen der CO2-Flottenemissionen

Kaufanreize und Preissubventionen seien nicht unbedingt nötig. «In der Schweiz gibt es eine hohe Kaufkraft. Das hat etwa auch der Erfolg von Tesla gezeigt. Inzwischen habe sich durch das breitere Angebot von immer mehr Herstellern die Preispalette insbesondere nach unten erweitert, sagte Launaz. Es müsste aber seiner Meinung nach bei der Besteuerung in der Schweiz eine Vereinheitlichung geben. Auch sei es widersinnig, dass man in der Schweiz für einen E-Geschäftswagen mehr Steuern zahle als für einen mit Verbrennungsmotor.

Launaz plädiert darauf, dass die Politik bei ihren Massnahmen nicht das Ziel aus dem Auge verliert. «Dekarbonisierung ist nur dann möglich, wenn der Strom auch aus erneuerbaren Quellen stammt. Es macht keinen Sinn, ein E-Auto mit Kohlestrom aus Deutschland zu fahren.» Hier müsse die Schweiz noch mehr unternehmen.

2019 mussten die Schweizer Auto-Importeure wegen Verfehlen der CO2-Flottenemissionen rund 78 Millionen Franken zahlen. Die Sanktionen dürften laut Launaz 2020 noch deutlich höher ausfallen. «Der Richtwert wurde 2020 in einem Schritt auf jetzt 95 Gramm CO2 pro Kilometer von zuvor 130 Gramm gesenkt. Auch mit einem höheren Anteil an E- und Hybridautos lässt sich das nicht einholen.»