Berner Dorf will Teenies den Ausgang verbieten
Studen BE will ein Ausgehverbot für unter 14-Jährige. Grund dafür sind Vandalismus, Littering und Lärm.
Das Wichtigste in Kürze
- In Studen BE sollen unter 14-Jährige nach 22 Uhr nicht mehr nach draussen gehen dürfen.
- Die Gemeinde will so Vandalismus, Littering und Lärm bekämpfen und vorbeugen.
- Das Vorhaben wird von allen Parteien unterstützt.
Je wärmer es wird, desto mehr Jugendliche verbringen die Abendstunden draussen. Nicht selten kommt es auch zu Littering, Lärm oder gar Vandalismus. Dagegen will nun die Berner Gemeinde Studen vorgehen: mit einem nächtlichen Ausgehverbot für unter 14-Jährige. Darüber berichtet die «Berner Zeitung».
So wird am Montag über einen Artikel im revidierten Ortspolizeireglement entschieden. Dieser sieht vor, dass sich Kinder unter 14 Jahren zwischen 22 und 6 Uhr nicht im öffentlichen Raum aufhalten dürfen. Ausnahmen gibt es, wenn die Kinder von einem Sorgeberechtigten begleitet werden.
Mit Ausschreitungen von Jugendlichen hat Studen Erfahrungen: An Halloween 2022 randalierten über 70 Jugendliche beim Jugendtreff, die Polizei musste eingreifen. Der Treff wurde anschliessend für einen Monat geschlossen. Seither aber gab es keine Ausschreitungen mehr, Littering und Lärm sind die einzigen Probleme.
Mit dem Ausgehverbot wolle man «Druck auf gewisse Eltern ausüben, damit sich diese besser um ihre Kinder kümmern». Dies sagt der parteilose Gemeindepräsident Heinz Lanz. Es komme sogar vor, dass 8-Jährige abends im Dorf «rumlungern».
Alle Parteien unterstützen Ausgehverbot
Ein wichtiger Punkt sei, dass das Verbot für unter 14-Jährig gelte, nicht für unter 16-Jährige. Es sei deswegen kein einschneidender Eingriff in die Freiheit junger Menschen, so Lanz. Es sei auch nicht geplant, zusätzliche Kontrollen durchführen zu lassen.
Für das Vorhaben erhält der Gemeindepräsident Unterstützung von links und rechts: «Ein Kind unter 14 Jahren hat ohne Begleitung nach 22 Uhr nichts mehr draussen zu suchen.» Dies sagt SVP-Mann Tamas Fülöp. Mit den lockeren Erziehungsmethoden hätten dies aber viele schon vergessen.
Auch FDP-Vertreter Stephan Kunz findet, Kinder gehörten ab einer gewissen Zeit ins Bett. Denn sie müssten am nächsten Tag ausgeruht in die Schule.
Selbst SP steht hinter Ausgehverbot
Auch die SP steht hinter dem Ausgehverbot, sagt Vincent Rieder. Denn es betreffe Schüler der siebten und achten Klasse. Es sei zwar nicht Aufgabe der Gemeinde, in die Erziehung einzugreifen. Zudem sei Unterstützung für die Eltern wichtiger als restriktive Massnahmen. Dennoch sei der Antrag nachvollziehbar.
Weniger Verständnis hat Reto Tschäppeler, der Leiter des Jugendtreffs: Das Verbot ziele auf die Kinder, ohne die Eltern in die Pflicht zu nehmen. Er sehe die Lösung eher im Dialog mit der Bevölkerung als in zusätzlichen Reglementen.
Studen ist nicht die erste Berner Gemeinde, die ein Ausgehverbot für Jugendliche plant: Aarberg wurde 2015 vom Statthalteramt zurückgepfiffen, ein Ausgehverbot für unter 16-Jährige schränke die Grundrechte zu stark ein. Wohlen und Kehrsatz mussten die Pläne aufgeben, weil es zu Protesten dagegen gekommen war.