Brian muss ständig Selfies machen – für ihn gefährlich
Ex-Häftling Brian Keller ist bei jungen Menschen beliebt. Er hat nämlich das, was sich viele ebenfalls wünschen würden, klärt Experte Dirk Baier auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Brian Keller ist der bekannteste Ex-Häftling der Schweiz.
- Seitdem er auf freiem Fuss ist, wird er in Zürich immer wieder um Selfies gebeten.
- Ein Kriminologe erklärt, warum junge Frauen – und Männer – Interesse an ihm haben.
Brian Keller (28) hat scheinbar viele Fans. Der Ex-Häftling muss laut Instagram-Einträgen ständig für Selfies mit jungen Menschen hinstehen. «Ich kann mit meinem kleinen Bruder nirgendwo hingehen, ohne dass das passiert», betitelt ein Kollege seine Instagram-Story.
Brian posiert etwa mitten in Zürich mit einer jungen Frau für ein Foto, wie ein Video zeigt.
Er könne nicht durch Zürich laufen, ohne dass er dazu aufgefordert werde, mindestens ein Foto zu machen. Auf Brians persönlichem Social-Media-Account (fast 14'000 Follower) regnet es Herzchen, Kuss-Emojis und Unterstützungsbekundungen. Nicht nur von Frauen.
Warum aber wird ein Ex-Häftling zum Promi?
Vergangenheit steigert Interesse an Brian
«Mich überrascht es nicht, dass Brian einen gewissen Berühmtheitsstatus geniesst», sagt Kriminologe Dirk Baier zu Nau.ch. Denn der Ex-Häftling habe das, was sich viele junge Menschen wünschen würden: mediale Aufmerksamkeit.
Dabei sei es für viele zweitrangig, warum jemand berühmt ist. «Seine Vergangenheit, die mit Kriminalität und Gefängnis verbunden ist, steigert sogar noch zusätzlich das Interesse an ihm», führt Baier aus. Denn dies werde so gedeutet, dass er seinen eigenen Weg gegangen sei. Und diesen auch gegen andere verfolgt habe – «er hat sich durchgesetzt», so Baier.
Auch wird Brian als Opfer der Strafverfolgung und des Strafvollzugs gesehen. Für junge Menschen, die «gegen ‹das System› sind», sei das ebenfalls attraktiv, so Baier weiter. «Eine im Jugendalter häufiger anzutreffende Haltung.»
Frauen fragen eher nach Selfies
Männliche Jugendliche dürften dabei gleichermassen Interesse am Ex-Häftling haben. Aber: Junge Frauen fragten dann schon eher mal nach einem gemeinsamen Selfie.
«Ich denke dabei nicht, dass dieses Interesse grundsätzlich problematisch ist», sagt Baier. Junge Männer würden diesem Vorbild nicht nacheifern, junge Frauen sich nicht in Brian verlieben. «Er ist einfach bekannt. Und junge Menschen versuchen, bekannten Personen näher zu kommen, sammeln Fotos von Kontakten mit Promis.»
Aufmerksamkeit für Ex-Häftling problematisch
Der Kriminologe hat eher den Eindruck, dass die Aufmerksamkeit für Brian persönlich problematisch sein könnte. Er erhalte diese nämlich nicht für das, was er jetzt mache. Sondern für das, was er gewesen sei. «Er hängt daher in seiner Rolle als bekanntester Schweizer Krimineller fest», sagt Baier.
Dadurch könnte seine persönliche Weiterentwicklung gebremst werden. «Weil es sich ja durchaus positiv anfühlen dürfte, solche Aufmerksamkeit zu erhalten», erklärt er. Verabschiedet sich der Ex-Häftling komplett von seinem alten Ich, würde er diese Aufmerksamkeit wahrscheinlich verlieren.
Brian Keller ist Ende 2023 nach sieben Jahren hinter Gittern überraschend freigelassen worden. Trotz erheblicher Wiederholungsgefahr.