Coronavirus: Gemäss BAG-Koch erst maximal in der Hälfte der Krise
Die Verbreitung des Coronavirus ist noch nicht gestoppt. Die Behörden appellieren weiter an die Vernunft der Bevölkerung: Bleiben Sie zuhause, auch an Ostern!
Point de Presse zur Coronavirus-Lage in der Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 600 Menschen sind in der Schweiz am Coronavirus gestorben.
- Über 22'000 Personen sind infiziert, die Dunkelziffer dürfte viel höher sein.
- Die Experten des Bundes warnen davor, zu früh zum Normalzustand zurückzukehren.
15.30: Ursula Eggenberger, Leiterin der Sektion Kommunikation bei der Bundeskanzlei, beschliesst die heutige Point de Presse. Zusammenfassend gibt es zwei Hauptbotschaften:
Das vergangene Wochenende war eine Nagelprobe: Das gute Wetter lockte viele Menschen nach draussen. Dennoch hätten sich die meisten an die Empfehlungen des BAG und die Verbote des Bundesrates gehalten. Es sei nun aber wichtig, dass die Bevölkerung auch am Osterwochenende und darüber hinaus zuhause bleibe und das Social Distancing weiter strikt einhalte. «Halten Sie sich noch zurück!», so Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten.
Denn zweitens mahnte Daniel Koch, Delegierter des BAG für die Coronavirus-Pandemie, jetzt auf keinen Fall locker zu lassen. «Das Problem ist bei weitem noch nicht gelöst», machte er klar. Denn die Massnahmen bringen nichts, es gehe um das Umsetzen, also das Verhalten der Bevölkerung. Das habe dazu geführt, dass die Fallzahlen nicht mehr exponentiell steigen. Und das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Aber jetzt gehe es darum, bis zum Schluss durchzuhalten, so Koch. «Wir sind maximal erst in der Hälfte.»
Die Point de Presse vom Dienstag, 7. April zum Nachlesen
15.07: Das Infektionsrisiko der Armeeangehörigen, die durch die ganze Schweiz reisen und nun über Oster teils wieder nach Hause gehen, sei nicht höher als jenes von anderen im gleichen Alter, so Koch. Der Benefit durch den Einsatz der Armeeangehörigen sei bei weitem grösser als der mögliche Schaden.
17'000 Junge seien derzeit im Dienst bei der Armee. 172 Fälle sei also tiefer als in der Gesamtbevölkerung, erklärt Brigadier Droz. Die meisten Fälle seien in den Rekrutenschulen passiert. Viele seien im Kontakt mit dem Virus und alle seien jedoch gut ausgebildet.
14.54: Dass die Fallzahlen nicht mehr exponentiell steigen, habe ganz eindeutig mit dem Verhalten der Bevölkerung zu tun. Umso mehr gelte es jetzt durchzuhalten, denn man sei maximal in der Hälfte.
14.45: Das BAG prüft gezielte Test der Bevölkerung, um den Fortschritt der Durchseuchung eruieren zu können.
14.43: Daniel Koch warnt davor, eine Zahl zu nennen, ab der die Verbote gelockert werden sollen. «Wir nehmen die verschiedenen Zahlen und versuchen daraus eine Beurteilung zu machen - zusammen mit den Spezialisten und den Kantonen ». Es sei nicht etwas, was an Zahlen geknüpft werden könne, so Koch.
14.36: Die Armee hat 240 Personen, die nicht eingerückt sind, obwohl aufgeboten, bestätigt Brigadier Droz. Sie werden der Militärjustiz gemeldet und wie üblich nachverfolgt.
728 Personen sind in der Armee in Quarantäne (dort können sie weiterarbeiten, weil sie eigentlich keine Symptome, aber in Kontakt mit Infizierten), 49 sind in Isolation (sind allein, können also auch nicht mit anderen zusammenarbeiten) und 172 sind positiv gestestet.
14.33: Das BAG hat Kenntnis über die Anzahl besetzter und freier Betten in den Kantonen. Die Grenzen seien nirgends erreicht, auch Intensivplätze gebe es genügend. Eine Zahl nennt Daniel Koch allerdings nicht.
14.30: Falls die Massnahmen gelockert werden müsse garantiert werden, dass es nicht zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen komme, so Koch. Allerdings sei die Rückführung zur Normalität bereits zu planen, sodass die Schweiz möglichst wenig Schaden nehmen würde.
14.27: Antikörpertests seien erst bei Studien im Einsatz. Den Lead übernimmt das BAG nicht, allerdings soll es eine Meldepflicht der Studien geben.
14.25: Strassen Richtung Süden über Ostern zu schliessen, sei nicht vorgesehen, sagt Stefan Blättler auf Nachfrage. Er appelliert an die Vernunft der Bevölkerung. Je eher die Krise überstanden sei, desto eher seien solche Ausflüge wieder möglich.
14.17: Die Schweizer Armee sei in der ganzen Schweiz im Einsatz, erinnert Brigadier Droz. «3800 Soldaten stehen heute im Einsatz für die Schweiz», so der Stabschef Kommando Operationen beim VBS. Dies allerdings nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung der zivilen Behörden.
172 Soldaten seien indes infiziert mit dem Virus. Die Rekrutenschulen können die anderen Truppen, etwa die Sanitäts-Bataillone, unterstützen. Es sei eine «Aufopferung», benutzt Droz bewusst ein dramatisches Wort für den Ernsteinsatz der Armee.
14.08: Das vergangene Wochenende sei eine Nagelprobe gewesen, wegen des warmen und schönen Wetters, sagt Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten. Die Probe sei aber bestanden, der Grossteil der Bevölkerung hat sich an die Massnahmen gehalten.
Trotz der positiven Nachrichten, seien die Polizeikorps speziell gefragt. Das werde auch am kommenden Osterwochenende nötig sein, vor allem an den touristischen Hotspots. Über die Lockerung der Versammlungsverbote werde nicht die Polizei entscheiden, aber die Polizei werde die Vorgaben durchsetzen.
Es wäre schade, wenn man alles, was bis jetzt erreicht wurde, aufs Spiel gesetzt würde. Alle sollen ihren Beitrag leisten und auf Reisen verzichten, appelliert Blättler an die Bevölkerung. «Halten Sie sich noch zurück!»
Eine positive Nachricht zum Schluss: Die Zahlen häuslicher Gewalt würden nicht zunehmen, wie zuvor mancherorts befürchtet worden war.
14.04: Gemäss Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum beim EDA, ist der Höhepunkt der Rückholaktionen von Schweizern im Ausland erreicht. Die Flüge würden Schritt für Schritt zurückgefahren. Die verbleibenden Schweizer im Ausland sollten nun dringend zurückkommen.
Einige tausend Schweizer seien noch im Ausland. Offenbar bleiben einige Schweizer freiwillig im Ausland. Lenz weist allerdings darauf hin, dass die Rückholaktion des EDA bald auslaufe.
14.01: Daniel Koch vom BAG erinnert daran, dass Leute mit ernsthaften Symptomen die Notfallstationen anrufen sollen. Dann bestehe eine gute Chance, rechtzeitig auf die Coronaviruserkrankung reagieren zu können. Auch sollen die Kinder die regelmässigen Impfungen durchführen.
Und auch Leute, die sonstige akute Erkrankungen haben, sollen nicht zu Hause zuwarten, sondern sich bei Notfallstationen melden. «Verpassen Sie nicht den Moment, zum Arzt zu gehen, bloss aus Angst vor dem Coronavirus. Die Schäden sollen auch bei anderen Erkrankungen möglichst klein bleiben.»
Aber: «Es scheint sich zu stabilisieren», zeigt sich Koch auch positiv. Doch es sei noch zu früh zu sagen, dass das Problem gelöst sei. «Das Problem ist bei weitem noch nicht gelöst.»
Aktuelle Zahlen vom BAG
Gemäss BAG-Information vom Montag, 6. April 2020 gibt es in der Schweiz aktuell 22’242 laborbestätigte Fälle. Am Coronavirus verstorben sind in der Schweiz insgesamt 641 Personen. Alle News zum Coronavirus in der Schweiz finden Sie hier.
Einmal mehr informieren die Experten und Verantwortlichen des Bundes. Heute anwesend sind:
- Daniel Koch, Delegierter des BAG für COVID-19
- Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum, EDA
- Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten
- Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen VBS