Coronavirus: Spitäler rechnen mit hohem Impf-Interesse bei Personal

Nach den Risikogruppen soll das Gesundheitspersonal gegen das Coronavirus geimpft werden. Spitäler und Altersheime versuchen, die Impfbereitschaft zu erhöhen.

Pflegerin Sanna Elkadiri erhält als erste Person in den Niederlanden die Impfung gegen das Coronavirus. Auch in der Schweiz hoffen Spitäler und Co. auf ein hohen Impfbereitschaft bei ihrem - ANP/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Bald schon sollen Impfdosen für das Gesundheitspersonal verfügbar werden.
  • Spitäler und Altersheime arbeiten derzeit Impfpläne für ihre Angestellten aus.
  • Dabei hofft man auf eine hohe Impfbereitschaft, trotz nur mittelmässiger Umfragewerte.

Seit letzter Woche wird in den meisten Kantonen der Schweiz fleissig geimpft. Seit Montag werden nun auch in Bern die ersten Personen geimpft.

Auch sieht es punkto Impfdosen allmählich besser aus: Gestern Dienstag gab Swissmedic dem zweiten Impfstoff von Moderna grünes Licht. Schon heute stehen damit 200'000 Dosen zur Verfügung, zusätzlich zu den 230'000 Impfdosen von Pfizer/Biontech.

Vortritt haben bei der Impfung gegen das Coronavirus die Risikogruppen. Nur Senioren und Menschen mit heikler Krankenakte können sich für den Impf-Termin anmelden.

Noch viele Fragezeichen bei der Impfbereitschaft des Pflegepersonals

Direkt nach den Risikogruppen soll gemäss BAG-Impfplan das Gesundheitspersonal geimpft werden. Das führte erstmals im September zu Diskussionen, weil Gesundheitsminister Alain Berset in der «Rundschau» eine Impfpflicht für das Pflegepersonal nicht ausschloss. Jedenfalls, «wenn die Kantone das so wollten».

Alain Berset wurde 2012 Bundesrat und übernahm das Amt des Vorstehers des Eidgenössischen Departements des Innern. Im Juni 2023 kündigte er seinen Rücktritt an. - dpa

Ende November publizierte das Branchen-Portal «medinside.ch» eine entsprechende Umfrage. Über die Hälfte aller rund 700 befragten Ärzte und Pflegefachpersonen wollten sich damals nicht impfen lassen.

Wie repräsentativ diese Zahlen noch sind, ist schwer zu sagen. Eine aktuelle Umfrage vor Weihnachten beim Tessiner Personal in Alters- und Pflegeinstitutionen ergab, dass sich immerhin 60 Prozent impfen lassen wollen.

Gesundheitsinstitutionen befassen sich somit umso häufiger nun mit der Frage, wie sie mit der Impfbereitschaft ihres Personals umgehen.

Pfizer und Biontech liefern ihr Produkt gegen das Coronavirus in einer Trockeneisschachtel, um den Transport etwas zu vereinfachen. - Nau.ch

Das Thema werde derzeit breit diskutiert, sagt Nicolas Drechsler vom Unispital Basel. «Es gibt diverse Umfragen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Wir haben bereits jetzt damit begonnen, unsere Mitarbeitenden detailliert über die Impfung zu informieren.»

Drechsler hofft, dass so Zweifel abgebaut werden können. Auch eine interne Kampagne sei geplant.

Das Warten auf die Impfstoff-Lieferungen gegen das Coronavirus

Organisieren müssen die Spitäler ihre Impfungen selber. Im Unispital Zürich bereite man gerade die Abläufe vor, schreibt Sprecherin Martina Pletscher auf Anfrage. Erst muss der Bund jedoch die Kantone mit Dosen beliefern, welcher dann die Spitäler versorgen soll.

Aktuell ist das aber noch nicht erlaubt, bisher sind ausschliesslich die Risikogruppen für eine Impfung zugelassen. In Basel will man den Impfstoff schnellstmöglich den Mitarbeitenden anbieten, sobald er da ist.

Es deute bereits jetzt vieles daraufhin, dass gerade jene Pflegende, welche direkt mit Covid-Patienten arbeiteten, sich gerne so bald wie möglich impfen lassen würden.

Das Unispital Basel. (Archivbild) - keystone

Das Unispital Zürich rechnet gar damit, dass bei den Mitarbeitenden eine Priorisierung notwendig sein könnte, weil das Interesse an einer Impfung so gross ist. Dabei würden Mitarbeiter, welche Coronapatienten betreuten, den Vorzug erhalten.

Keine Restriktionen für Impf-Verweigerer

Und was, wenn sich Angestellten nicht impfen lassen wollen? Das Epidemiengesetz erlaubt zwar kein Impfzwang in der Schweiz. Aber die rechtliche Grundlage für ein Impfobligatorium für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie das Gesundheitspersonal besteht.

«Natürlich hoffen wir, dass sich möglichst viele impfen lassen werden», sagt Drechsler. Eine Impfpflicht stehe aber weder in Zürich noch in Basel zur Debatte, versichern die Spitäler. Auch Restriktionen für Mitarbeitende, die sich nicht impfen lassen wollen, seien keine vorgesehen.

«Klare Empfehlung» für Altersheime

Ähnlich tönt es bei den Altersheimen. Seit rund zwei Wochen wird das Pflegepersonal über seine Impfmöglichkeiten informiert. Daniel Höchli, Direktor des Branchenverbandes Curaviva, spricht von einer «klaren Empfehlung» für die Angestellten. Schlussendlich sei es aber ein persönlicher Entscheid eines jeden einzelnen.

Daniel Höchli warnt vor einem Impfobligatorium. - SRF

Die tiefen Umfragewerte sind für ihn mässig aussagekräftig. «Bei der Impfbereitschaft handelt es sich um keine starre Haltung», sagt Höchli. Beispiele von Pflegeheimen, in denen sich das ganze Personal praktisch geschlossen hat impfen lassen, machen ihm Mut.

Auch Curaviva warnt vor einem Impfobligatorium. «Aus unserer Sicht würde sich das äusserst negativ auf die Moral des Pflege- und Betreuungspersonals auswirken. Und auf das ist die Schweiz dringend angewiesen», so der Branchenverbandsdirektor.

Die Angestellten seien ohnehin schon durch die Einsätze während der Pandemie des Coronavirus stark belastet. Man riskiere so ein noch höheres Risiko von Personal-Engpässen.