Coronavirus und Kinder: Mysteriöse Erkrankung gibt Rätsel auf
Mediziner melden aus mehreren Ländern Europas schwer erkrankte Kinder mit bestimmten Entzündungen. Hat das etwas mit dem Coronavirus zu tun?
Das Wichtigste in Kürze
- In mehreren europäischen Ländern wurde bei Kindern schwere Erkrankungen festgestellt.
- Die Kinder zeigen Symptome des Kawasaki-Syndrom.
- Nun wird spekuliert, ob das mit dem Coronavirus zusammenhängen könnte.
In mehreren europäischen Ländern sind bei Kindern ungewöhnlich schwere Erkrankungen festgestellt worden. In einigen Fällen wurde das Coronavirus nachgewiesen. Die Zahlen sind allerdings sehr niedrig.
Die Kinder zeigen Symptome, die dem Kawasaki-Syndrom ähneln. Dazu zählen entzündete Blutgefässe, Fieber und oftmals Hautausschlag.
In Deutschland wurden nach Angaben von Reinhard Berner vom Uniklinikum Dresden mindestens zwei Fälle gemeldet. Es sei aber noch unklar, ob es einen Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion gibt, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Denkbar ist es durchaus», fügte er hinzu.
Drei Kinder in Genf
In der Universitätsklinik Genf wurden seit Beginn der Corona-Epidemie drei Kinder mit solchen schweren Entzündungen behandelt. Ein Kind sei genesen und entlassen wurden. Eines befinde sich auf der Normal- und eines auf der Intensivstation, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Das Alter der Kinder konnte sie nicht nennen.
Nach Angaben des Schweizer Corona-Beauftragten Daniel Koch handelt es sich wahrscheinlich um eine Immunreaktion auf eine Infektion mit dem Coronavirus. «Das Virus löst einen Entzündungssturm aus, eine Überreaktion des Immunsystems», sagte der Genfer Kantonsarzt Jacques-André Romand.
Fälle in Italien und Spanien
Auch aus Italien und Spanien wurden Fälle gemeldet. In Grossbritannien hat der nationale Gesundheitsdienst (NHS) Krankenhäuser auf etwa zwei Dutzend schwer kranke Kinder aufmerksam gemacht. Viele, aber nicht alle seien positiv auf das neue Virus Sars-CoV-2 getestet worden. Die Gesellschaft für Intensivpflege von Minderjährigen (PICS) riet Ärzten, auf Symptome bei Kindern zu achten, die einem toxischen Schock ähnelten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich bereits mit dem Thema befasst, wie die Covid-19-Beauftragte Maria van Kerkhove am Mittwochabend sagte. «Wir wissen, dass Kinder in der Regel weniger schwere Krankheitsverläufe haben. Aber einige entwickeln schwere Krankheiten, und einige sind auch gestorben», sagte sie. «Wir haben unser globales Ärztenetzwerk aufgerufen, wachsam zu sein.»
Milde Infektion bei Kindern
WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan fügte hinzu: «Dies zeigt, dass das Virus nicht nur die Lunge, sondern auch anderes Gewebe angreift.» Allerdings beruhigte Ryan besorgte Eltern: «Der allergrösste Teil der Kinder, die sich mit dem Virus anstecken, haben eine milde Infektion und erholen sich komplett.»
Was das Kawasaki-Syndrom auslöst, wissen Ärzte bis heute nicht. Es betrifft vor allem kleine Kinder.