Belgien streicht Tessin wieder von Quarantäne-Liste

Belgien krebst mit der Quarantäne-Regel für das Tessin zurück. Diese war keineswegs gerechtfertigt, findet der Tessiner Epidemiologe Andreas Cerny

«Wir haben effektiv eine Reihe von Stornierungen», sagte Simone Patelli, Präsident von Ticino Tourismus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Belgien streicht nach Intervention des EDA mit der Quarantäne fürs Tessin zurück.
  • Epidemiologe Andreas Cerny hielt die Massnahme für nicht gerechtfertigt.
  • Im Tessin sind die Corona-Fälle im Moment tiefer als im Rest der Schweiz.

Wer aus dem Tessin nach Belgien zurückkehrt wird zu Quarantäne und einem Covid-19-Test verpflichtet. Diese Nachricht löste im Tessin heute Donnerstag grossen Ärger aus.

Nun aber die Kehrtwende: Nach Kritik von Tessiner Regierung und Kantonsarzt hat das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Belgien interveniert.

Das EDA habe die belgischen Behörden kontaktiert. Diese würden das Tessin nun von der «orangen Liste» streichen.

Tessin verzeichnet tiefe Fallzahlen

Das Tessin stand als einziger Kanton auf der orangen Liste der Belgier. Dabei sind die Ansteckungen mit dem Coronavirus im Südkanton aktuell tiefer als im Rest der Schweiz.

Die 7-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Neuinfektionen es in einer Woche pro 100'000 Einwohner gab. - Nau.ch

«Meiner Meinung nach ist diese Massnahme nicht gerechtfertigt», sagte der Tessiner Epidemiologe Andreas Cerny heute Nachmittag. In der vergangenen Woche haben sich pro Tag zwischen ein und fünf Personen mit dem Coronavirus angesteckt.

Die täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus im Tessin von 2. bis 15. Juli 2020. - Nau.ch

«Tessin ist kein Hochrisikogebiet»

Epidemiologe Cerny: «Es macht Sinn, eine Quarantänepflicht zu erlassen, wenn Personen aus einem Hochrisikogebiet zurückkommen. Dies ist für die Schweiz und das Tessin im Speziellen nicht der Fall.»

Klinikdirektor Andreas Cerny von der Clinica Luganese Moncucco. Als Virologe beobachtet er die Entwicklung des Coronavirus. - Epatocentro Ticino

Der Epidemiologe hielt die Massnahme Belgiens für kein gutes Zeichen. «Das ist sicher nicht gut für uns im Tessin. Ich hoffe, dass diese Entscheidung keine Signalwirkung für andere Länder hat», befürchtete der Epidemiologe.

Dies dürfte sich mit der Streichung nun weitgehend erledigt haben.

Tessiner sind wegen Coronavirus vorsichtiger als Rest der Schweiz

Das Tessin hat heute die Maskenpflicht für Lehrpersonen und Gastro-Personal verschärft. Das soll jedoch nicht heissen, dass die Situation mit dem Coronavirus wieder schlimmer werde.

Touristen im Tessin. - Keystone

Epidemiologe Cerny erklärt: «Das Tessin hatte eine schwere Zeit. Die Gesundheitsbehörden und die Bevölkerung sind vorsichtiger als in anderen, bisher weniger betroffenen Teilen der Schweiz.» Zudem haben etliche weitere Schweizer Kantone ihre Massnahmen in den letzten Tagen verschärft.