Frauenstreik: VPOD-Präsidentin will, dass Frauen zusammenstehen
Beim ersten Frauenstreik dachte VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz-Huber, das müssten Frauen und Männer gemeinsam lösen. Sie hat ihre Meinung revidiert.
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Nau - Katharina Prelicz-Huber, Präsidentin VPOD, sprach mit Nau über den Frauenstreik.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 14. Juni findet in der Schweiz der zweite Frauenstreik statt.
- VPOD-Chefin Prelicz-Huber erklärt, warum Frauen ihre eigene Bewegung brauchen.
- Solidarische Männer aber seien auf jeden Fall willkommen.
«Warum separieren sich diese Frauen so», fragte sich Katharina Prelicz-Huber als junge Frau. Sechzehn war sie da, vielleicht siebzehn. Und bereits engagiert in der Friedensbewegung.
Mit Argusaugen beobachtete sie die feministische Bewegung. «Ich habe mich bereits damals für Gleichstellung eingesetzt. Aber ich war überzeugt, dass wir das gemeinsam mit den Männern machen müssen.» Diese Überzeugung hat Prelicz-Huber relativiert.
Männer stehen zusammen
«Je engagierter ich wurde, desto deutlicher habe ich etwas gemerkt. Männer stehen zusammen. Auch linke Männer. Also müssen wir Frauen das auch tun.
Wir müssen zusammen für unsere gemeinsamen Interessen kämpfen.» Zudem brauchen die Frauen, so Prelicz-Huber, «Energie-Orte, an denen wir uns zusammen mit anderen Frauen wieder aufladen können.»
Sagt’s und krempelt verbal die Ärmel hoch. «Um Kraft-geladen den rechten wie linken Mackern wirkungsvoll Paroli bieten zu können.»
Hausarbeit fair aufteilen
Man(n) darf die Gewerkschafterin nicht falsch verstehen. Sie schätzt Männer. «Eine Tatsache bleibt aber. Nur etwa vier Prozent aller Paare teilen die Haus- und Kinderarbeit tatsächlich fair auf.»
So lange diese vier Prozent nicht viel mehr werden, gelte es für die Frauen, weiter zu kämpfen. «Ich beobachte bei vielen jungen Frauen ein Abwinken. Sie gehen in die Schule, studieren – und haben das Gefühl, die Gleichberechtigung sei erreicht.»
Dann erreichen die Frauen höhere Sprossen auf der Karriereleiter. Und bemerken, dass es für sie nicht mehr so leicht weiter gehe. «Sobald Kinder im Spiel sind, ist dann fast allen klar, dass in unserer Gesellschaft keine Chancengleichheit herrscht», so die Gewerkschafterin.
Gleichstellung hört auf, wenn Kinder kommen
Erst dann werde den Frauen bewusst, dass die Gleichstellung noch nicht überall in der Gesellschaft etabliert sei. «Dann merken sie, dass sich seit dem letzten Frauenstreik von 1991 zu wenig bewegt hat.»
Prelicz-Huber lacht trocken. «So vieles ist noch immer gleich, dass ich am 14. Juni eigentlich einfach meine Rede von 1991 hervor nehmen und nochmal halten könnte.»
Umsonst war und wird der Streik aber nicht sein. In den Neunzigern habe sich durchaus etwas verändert.
«Der Umgang zwischen den Geschlechtern ist respektvoller seit dem Frauenstreik. Endlich haben wir eine Mutterschaftsversicherung. Und weniger sexistische Werbung.»
Frauenstreik mit solidarischen Männern
Prelicz-Huber hofft, dass der zweite Frauenstreik mit harten Fakten in die Geschichte eingehen wird.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, weniger sexuelle Gewalt, gleiche Chancen und Freiheiten, zum Beispiel. Keine Instrumentalisierung mehr von Frauen.
Dass will Prelicz-Huber am Frauenstreik gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen – und hoffentlich vielen solidarischen Mitstreiter – einfordern und etablieren.