Freiburger Beizer finden zweiten Lockdown einen «Fehlentscheid»
Weil in der Romandie die Gastrobetriebe geschlossen sind, weichen viele Gäste in die Deutschschweiz aus. Für die betroffenen Beizer ein grosses Ärgernis.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Westschweiz sind Bars und Restaurants wegen des Teil-Lockdowns geschlossen.
- Viele Romands weichen für einen Restaurantbesuch deshalb in die Deutschschweiz aus.
- Für die betroffenen Beizer sind die Umsatzeinbussen ein grosses Ärgernis.
Seit Anfangs November sind alle Gastrobetriebe in der Welschschweiz geschlossen. Wann sie wieder öffnen dürfen, ist derzeit noch unklar und wird von den betroffenen Kantonen autonom entschieden.
Währenddessen dürfen Restaurants in grossen Teilen der Deutschschweiz unter Einhaltung von strengen Schutzkonzepten weiterhin wirtschaften. «Das ist wirklich unfair», findet Hans Jungo, der im Kanton Freiburg das Restaurant «Schwarzseestärn» betreibt.
Gastro-Tourismus ein grosses Ärgernis
Wegen der Zwangsschliessung Anfang Monat wandern dem Freiburger Beizer die Gäste ins benachbarte Bern ab. «Das ärgert mich schon, obwohl ich es den Bernern gönnen mag», sagt Jungo zu Nau.ch.
Ein paar Kilometer östlich seines Betriebs seien die Tische fast jeden Tag komplett ausgebucht, was die Situation noch schmerzhafter mache. «Es sollte für alle gleich sein. Entweder man schliesst schweizweit alle Gastrobetriebe oder gar keine», so der langjährige Geschäftsführer vom Schwarzeestärn.
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Ähnlich sieht es Marco Stöckli, der zusammen mit seiner Frau das Restaurant «Drei Eidgenossen» in Bösingen FR betreibt. «Durch den Kantönligeist verlagern sich die Restaurantbesucher in die Deutschschweiz. Das kann doch nicht der Sinn des Lockdowns sein», meint Stöckli.
Zweiter Lockdown ein «Fehlentscheid»
Dass es überhaupt zu einem erneuten Gastro-Lockdown gekommen ist, hätten beide Wirte nicht gedacht. Jungo: «Wir haben unsere Aufgaben gemacht und die Schutzkonzepte umgesetzt. Trotzdem schliesst man die Restaurants und wir werden damit regelrecht demontiert.»
Auch für Stöckli ist klar: «Um das Virus möglichst schnell in den Griff zu kriegen, bringen kantonale Lösungen nichts. Es müssen gesamtschweizerische Lösungen auf den Tisch», so der Freiburger Wirt.
Dass die strengen Schutzmassnahmen in den Restaurants greifen würden, sei in den ehemaligen Corona-Hotspots Bern und Zürich deutlich zu erkennen. «Trotz geöffneten Gastrobetrieben sind die Fallzahlen in beiden Kantonen mittlerweile sinkend», so Jungo.
Ohnehin würde es in der Gastronomie nur zu sehr wenigen Ansteckungen kommen, was die zweite Zwangsschliessung noch unverständlicher mache, findet er. «Der zweite Lockdown ist eindeutig ein Fehlentscheid und hätte umgangen werden können», betont Stöckli.