Gewerkschaftsbund fordert Lohnerhöhungen – «ganz klar» Spielraum
Der Gewerkschaftsbund fordert Lohnerhöhungen, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust zu bekämpfen. Aufgrund der Geschäftslage sieht er dafür Spielraum.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert Lohnerhöhungen.
- Diese sollen dem Kaufkraftverlust durch Teuerung entgegenwirken.
- Aufgrund der Geschäftslage der Firmen sieht der SGB dafür Spielraum.
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) hat an seiner Delegiertenversammlung vom Freitag Lohnerhöhungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert. Aufgrund der Inflation drohten sonst «schmerzhafte Einkommenseinbussen».
Die Lohnerhöhungen sollen indes nicht nur die Teuerung ausgleichen, sondern auch die Reallöhne steigen lassen. Laut der Mitteilung des SGB von Freitag bestehe dafür «ganz klar» Spielraum, da die Geschäftslage der Firmen gut sei. Zudem hätten sich die Löhne schon vor der Krise zu langsam entwickelt.
Auch bei der Alterssicherung sieht der SGB Handlungsbedarf. So soll nach dem Willen des Gewerkschafts-Dachverbandes der Bundesrat die AHV-Renten rasch an die Teuerung anpassen. Um Kaufkraftverluste zu verhindern, brauche es weiter einen Teuerungsausgleich bei den Pensionskassen-Renten.
Erwartetes Lohnwachstum unter Teuerung
Dass die Löhne zumindest teilweise nach oben angepasst werden, ist durchaus realistisch. Unternehmen erwarten auf Jahressicht ein durchschnittliches Lohnwachstum von 1,6 Prozent. Dies zeigt eine am Freitag publizierte Umfrage der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich.
Dies liegt indes knapp unter der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im März prognostizierten Jahresteuerung von 1,9 Prozent. Zudem sind die Unterschiede zwischen den Betrieben und Branchen laut der KOF-Umfrage beträchtlich.
Demnach können Angestellte in den Branchen Finanzdienstleistung, Informationstechnologie und Gastgewerbe mit einem Lohnanstieg von 2 Prozent oder mehr rechnen. Rund 1 Prozent Lohnanstieg prognostizieren die Betriebe etwa im Gesundheitswesen oder im Erziehungswesen. Nur ein schwaches oder gar kein Lohnwachstum erwarten dagegen die Druckbranche oder das Grundstückwesen.
«Ganzheitliches Finanzierungsmodell» für Gesundheitsbranche gefordert
Die SGB-Delegierten in Bern erörterten zudem die Lage im Schweizer Gesundheitswesen. Die Pandemie habe den unschätzbaren Wert einer flächendeckenden Grundversorgung wie nie zuvor deutlich gemacht. Allerdings sei das Gesundheitswesen nirgendwo in Europa so unsolidarisch finanziert, wie in der Schweiz, schreibt der SGB.
Der SGB forderte deshalb neben der Erhöhung der Prämienverbilligungen ein «ganzheitliches Finanzierungsmodell». Das mache sowohl den Aufbau von Kapazitätsreserven wie auch eine korrekte Umsetzung der Pflegeinitiative möglich.
Auch Ukraine-Krieg ein Thema
Thema der Delegiertenversammlung war laut Mitteilung auch die Situation in der Ukraine. Der SGB schliesst sich der Forderung der internationalen Gewerkschaftsbewegung an. Diese verlangen einen sofortigen Waffenstillstand durch Russland und einen sofortigen Abzug aller russischen Soldaten aus dem Staatsgebiet der Ukraine.