Grenzgänger haben keinen Einfluss auf Schweizer Arbeitslosigkeit

Eine neue Studie zeigt: Grenzgänger haben keinen negativen Einfluss auf die Schweizer Arbeitslosigkeit. Sie wirken sich eher positiv auf den Arbeitsmarkt aus.

400'000 Grenzgänger sind von den Regelungen im Covid-19-Gesetz betroffen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In einer Studie wurden Daten der gesamten Schweiz der letzten 20 Jahre analysiert.
  • Die Studie zeigt: Grenzgänger lassen die Zahl der Schweizer Arbeitslosen nicht steigen.

Sechs Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz sind Grenzgänger. Hauptsächlich stammen sie aus Frankreich, Deutschland, Italien oder Österreich. Besonders viele Grenzarbeiter lassen sich in den Kantonen Basel-Stadt, Genf und Tessin nachweisen. In den drei Kantonen liegt die Grenzgänger-Quote bei über 30 Prozent.

Sylvain Weber ist Mitautorin einer neuen Studie, deren These lautet, dass die Grenzarbeiter keine Konkurrenz für schweizerische Arbeitskräfte sind. Ganz im Gegenteil ist man der Meinung, dass sie sich positiv auf den Arbeitsmarkt in der Schweiz auswirken können. In einem Interview mit «swissinfo» äussert sich Weber zu der Studie.

Untersuchung von schweizweiten Daten der letzten 20 Jahre

Während in bisherigen Untersuchungen immer nur einzelne Gebiete der Schweiz analysiert wurden, widmet sich die neueste Studie der gesamten Schweiz. Sylvain Weber und andere Studienmitarbeiter untersuchten dafür Daten aus der Schweiz der letzten 20 Jahre. Dabei kristallisierte sich heraus: «Einer Zunahme von Grenzgängern folgt kein Anstieg der Arbeitslosenquote unter Inländern«, das schreibt «swissinfo».

Weber ist ausserdem überzeugt, dass sich Grenzgänger und lokale Arbeitskräfte gut ergänzen. Sie erklärt: Ein Unternehmen ist bestrebt, dort qualifiziertes Personal einzustellen, wo sich das Unternehmen niedergelassen hat. Werden keine passenden Profile gefunden, müsste man Aktivitäten auslagern. Dies kann durch Grenzarbeiter umgangen werden, was wiederum «den lokalen Arbeitskräften zugutekommt».

Dennoch: Im Bereich der Grenzgänger gibt es viele Arbeitslose

Fakt ist jedoch, dass es in Gebieten, in denen viele Grenzgänger arbeiten, vermehrt zur Arbeitslosigkeit kommt. Sylvain Weber hat aber auch dafür eine Antwort: die Struktur des Arbeitsmarktes. So wählen in der Deutschschweiz beispielsweise viele eine Berufslehre, mit der ein Berufeinstieg leichter fällt als mit einer akademischen Lehre.

Ebenfalls spielt die Kultur eine grosse Rolle. Wie Weber «swissinfo» mitteilt: «Die Wahrnehmung des Arbeitsmarktes ist in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz unterschiedlich.»

Die Schweiz sollte sich über Grenzgänger freuen

Warum sich die Schweiz über Grenzgänger freuen sollte, geht laut Studie klar hervor. So tragen sie massgeblich zum BIP-Wachsum bei. Gleichzeitig «fungieren sie als Puffer», sollte es der Wirtschaft einmal nicht gut gehen. Sollten Grenzgänger zudem ihren Arbeitsplatz in der Schweiz verlieren, muss das Wohnsitzland für die Arbeitslosenkasse sorgen.